Seite XIII                                                                                                    Jainismus Inhalt gesamte Vorlesung                                                                    Âkârâga Sûtra und Kalpa Sûtra

Verfassung von Vesâli kontrolliert wurde. Deshalb haben wir die Möglichkeit zu verstehen, warum die Buddhisten keine Notiz von ihm nahmen, da sein Einfluss nicht sehr groß war, und außerdem im Interesse ihrer Konkurrenten genutzt wurde. Aber die Gainas hegten die Erinnerung an den mütterlichen Onkel und Schirmherrn des Propheten, zu dessen Einfluss müssen wir die Tatsache bemessen, dass Vaisâlî eine Hochburg des Gainismus gewesen war, während es von den Buddhisten her gesehen eine Bildungsstätte von Häresien und Dissidenten war.

Wir haben die Verbindung von Mahâvîra’s Familie nicht nur aus Neugier ermittelt, die wahllos alle historischen jedoch an und für sich unbedeutenden Fakten sammelt, sondern aufgrund der Tatsache, dass das Wissen über diese Verbindung es uns ermöglicht, zu verstehen, wie Mahâvîra dazu kam, seinen Erfolg zu erwirken. Durch Geburt war er ebenso wie Buddha ein Mitglied einer feudalen Aristokratie ähnlich zu dieser der Yâdavas in den Legenden über Krishna oder dieser der Radschputen[1] der Gegenwart. In der feudalen Gesellschaft sind Familienbande sehr stark und lange in Erinnerung[2].  Nun wissen wir für sicher, dass Buddha sich mindestens hauptsächlich zu den Mitgliedern der Aristokratie wandte, während die Gainas ursprünglich die Kshatriyas den Brahmanen[3] bevorzugten. Es ist offensichtlich, dass beide Mahâvîra und Buddha vom Interesse und der Unterstützung ihrer Familien Gebrauch gemacht haben Ihren Orden zu verbreiten. Die Prävalenz im Vergleich zu anderen Konkurrenten war sicherlich in einem gewissen Umfang aufgrund ihrer Verbindung mit dem Leiter der Familien des Landes.

Durch seine Mutter war Mahâvîra mit der herrschenden Dynastie in Magadha verwandt; denn Ketaka’s Tochter Kellanâ[4] war verheiratet mit Seniya Bimbhisâra[5] oder Bimbisâra, König von Magadha, und residiert in Râgagriha. Er wird gelobt von den Gainas und Buddhisten, als Freund und Förderer von beiden

nächste Seite XIV


 

[1] engl. Râjpoots, sanskrit Radschaputra, »Königssohn« Ursprung aus der Krshtria (Hindu Kriegerkaste)

[2] Die Gainas sind sehr ausführlich im Angeben der Namen und Gotras von Mahâvîra's Verwandtschaft, von dem sie wenig Anderes aufgezeichnet haben. Kalpa Sûtra, Leben der Ginas, § 109

[3] Siehe Kalpa Sûtra, Leben der Ginas, §§ 17 und 18

[4] Siehe Nirayâvalî Sûtra, ed. Warren, S. 22. Bei den Buddhisten ist sie gewöhnlich Vaidehî genannt; in einem Thibetanischen Leben von Buddha ist ihr Name Srîbhadrâ, welches uns an den Namen von Ketaka's Frau Subhadrâ erinnert. Siehe Schiefner in Mémoires de l'Académie Impériale de St. Pétersbourg, tome iv, S. 253

[5] Er wird normalerweise nur Seniya oder Srenika genannt; der volle Name wird im Dasâsrutaskandha gegeben, Weber, Ind. Stud. XVI, S. 469