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Vierunddreissigste Vorlesung,

genannt

ÜBER LÊS[1].

Ich werde in gebührender Reihenfolge die Vorlesung über s halten; höre die Wesensart der sechs (von) Karman (erzeugten) syâs. (1)

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[1] Die syâs (adhyavasâya visêshâh) sind die in der Seele verschiedenen durch den Einfluss von verschiedenen Karman erzeugten Zustände, sie sind also nicht abhängig von der Natur der Seele, sondern vom Karman, welches die Seele begleitet, und sind, sozusagen, die Reflexion des Karman auf die Seele, wie im folgenden Vers aus dem Avakûri festgestellt: krishnâdidravyasâkivyât parinâmô ya âtmanah | spatikasyêva tatrâyamssabdah pravartate || "Die auf der Seele erzeugte Veränderung, genau wie auf einem Kristall durch die Anwesenheit von schwarzen Dingen, usw., wird durch das Wort sbezeichnet." Die s, oder nach der oben genannten Erklärung, was s erzeugt, ist eine subtile die Seele begleitende Substanz; ihr zugewiesen worden sind die in dieser Vorlesung beschriebenen Eigenschaften.-- Das Wort lêsâ ist abgeleitet von klêsa; diese Etymologie erscheint ziemlich phantasievoll, aber ich glaube, es kann richtig sein. Denn die syâs scheinen die Klêsas zu sein, welche die Seele berühren, verstanden als eine Art von Substanz. Der Sanskrit-Begriff Lês ist natürlich ein Hybrid-Wort. Es muss jedoch festgestellt werden, dass lêsâ auch in der Bedeutung "Farbe" vorkommt, z. B. Sûtrakrit. I, 6, 13, und dass das Prâkrit von klêsa kilêsa ist. Jain Texte beschreiben die Geistesgesinnung einer Seele aufgrund der syâs mit einem Beispiel der Reaktionen von sechs Personen die am Reisen sind beim Sehen eines fruchttragenden Baums. Sie sehen einen mit Früchten beladenen Baum und beginnen darüber zu denken, diese Früchte zu erlangen: einer von ihnen empfiehlt den ganzen Baum auszureissen und die Früchte zu essen; der zweite empfiehlt den Stamm des Baumes abzuschneiden; der dritte empfiehlt, nur die Äste abzuschneiden; der vierte empfiehlt die Zweige abzuschneiden; der fünfte empfiehlt, nur die Früchte abzurupfen;  Der sechste empfiehlt nur die Früchte herauszulesen, die heruntergefallen sind. Die Gedanken, Worte und körperlichen Handlungen von jedem dieser sechs Reisenden sind unterschiedlich gegründet auf ihrer Geistesgesinnung und sind beziehungsweise erläuternd für die sechs syâs. Die Person mit dem schwarzen syâ hat boshafte Gesinnung, denkt an den ganzen Baum auszureissen, selbst wenn er auch nur eine Frucht essen will. Die Person, die vorschlägt den Baumstamm abzuschneiden hat blaue syâ, der die Äste abzuschneiden empfiehlt, hat graue lêsyâ, die Person die Zweige abzuschneiden empfiehlt hat rote lêsyâ und die Person, die denkt, einfach die Früchte abzurupfen hat gelbe lêsyâ. Andererseits, die Person mit der weissen syâ, reine Gesinnung habend, denkt nur ans Herauslesen der auf den Boden gefallenen Früchte, den Baum schonend. [Varni, Jinendra; Ed. Prof. Sagarmal Jain, Translated Justice T.K. Tukol and Dr. K.K. Dixit (1993). Sama Sutta. New Delhi: Bhagwan Mahavir memorial Samiti.  SEITE197.]