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46 [Fortsetzung]
Jainismus
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Er der unwissend der Wahrheit ist, egoistisch, gierig, ohne Selbstdisziplin, und der lose redet, wird ungezogen genannt und unwirksam des Lernens. (2)
Es gibt fünf Gründe, welche förderliche Disziplin unmöglich erbringen: Egoismus, Täuschung, Unachtsamkeit, Krankheit, und Müßiggang: (3)
Für acht Gründe wird Disziplin Tugend genannt, nämlich.: nicht von Heiterkeit begeistert sein, sich selbst zu kontrollieren, nicht böse von anderen zu sprechen, nicht ohne Disziplin zu sein, nicht von falscher Disziplin zu sein, nicht geizig zu sein, nicht Cholerisch zu sein, die Wahrheit zu lieben; denn ihre beeinflussende Disziplin wird Tugend genannt. (4, 5)
Ein Mönch, der folgenden vierzehn Belastungen unterliegt, wird schlecht-benommen genannt, und erreicht Nirvâna nicht: (6)
Wenn er häufig wütend wird; wenn er auf seinem Zorn beharrt; wenn er freundliche Ratschläge verschmäht; wenn er stolz auf seine Gelehrsamkeit ist; wenn er bei anderen Fehler findet; wenn er selbst mit Freunden böse ist; wenn er von einem guten Freund sogar hinter seinem Rücken böse spricht; wenn er feststehend in seinen Behauptungen ist ; wenn er bösartig ist, egoistisch, gierig,
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ohne Selbstdisziplin; wenn er nicht mit anderen teilt; wenn er immer unfreundlich ist: dann wird er schlecht-benommen genannt. (7-9)
Aber für die folgenden fünfzehn guten Eigenschaften wird er gut-benommen genannt: Wenn er immer bescheiden ist, zuverlässig, frei von Betrug und Neugier ; wenn er niemanden misshandelt ; wenn er nicht in seinem Zorn beharrt ; wenn er auf freundlichen Ratschlag hört; wenn er nicht stolz auf seine Gelehrsamkeit ist ; wenn er nicht bei anderen Fehler findet; wenn er nicht zornig ist mit Freunden; wenn er gut spricht sogar von einem schlechten Freund hinter seinem Rücken; wenn er auf Zank und Krawall verzichtet; wenn er aufgeklärt, höflich, anständig und ruhig ist: Dann wird er gut-benommen genannt. (10-13)
Er der immer seine Untertanentreue zu seinem Lehrer anerkennt[1], wer religiösen Eifer und Begeisterung für das Studium hat, wer freundlich in Worten und Taten ist, verdient es, unterrichtet zu werden. (14)
Wie Wasser in eine Muschel gebracht mit einer verdoppelten Helligkeit glänzt, so die Frömmigkeit, Ruhm, und das Wissen über einen sehr gelehrten Mönch. (15)
Wie ein dressiertes Kambôga-Ross, das kein Geräusch erschreckt[2], alle anderen Pferde in der Geschwindigkeit übertrifft, so ist ein sehr gelernter Mönch allen anderen überlegen [3]. (16)
Wie ein gewaltiger Held ein trainiertes Pferd reitend, mit Herolden schreiend nach rechts und links (Keinesgleichen hat)[4], ebensowenig hat ein sehr gelehrter Mönch. (17)
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Wie ein starker und unwiderstehlicher Elefant von sechzig Jahren, umgeben von seinen Frauen, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (18)
Wie ein mit scharfen Hörnern versehener Stier mit kräftigem Nacken, der Führer der Herde ein schöner Anblick ist, so ist ein sehr gelernter Mönch. (19)
Wie ein stolzer Löwe mit scharfen Fängen, der keinen Angriff duldet, besser ist als alle Tiere, so ist ein sehr gelernter Mönch (besser als alle Männer). (20)
Wie Vâsudêva, der Gott mit dem Muschelhorn, Diskus und Keule, der mit einer unwiderstehlichen Kraft kämpft (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (21)
Wie ein allumfassender Monarch mit seiner vierfachen Armee und großer Macht, der Besitzer der vierzehn Attribute eines Königs, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (22)
Wie Sakra der tausend-äugige[5], dem Träger des Blitzes, der Festungs-Zerstörer, der König der Götter, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (23)
Wie die aufgehende Sonne, der Verbanner der Finsternis, der brennt als wäre es mit Feuer, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (24)
Wie der Mond, die Königin der Sterne, umgeben durch die Sternbilder, wenn sie voll ist bei Vollmond, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (25)
Wie ein gut bewachtes Lager von Kaufleuten, das mit vielen Arten von Getreide gefüllt ist, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (26)
Wie der beste von Gambû[6] Bäumen, genannt Sudarsanâ,
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welcher die Wohnung der vorsitzenden Gottheit ist, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (27)
Wie der beste der Flüsse, der ins Meer fließende Strom Sitâ[7] mit seinen dunklen Wassern (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (28)
Wie der beste von Hügeln, hoher Berg Mandara, auf dem verschiedene Pflanzen einem hellen Glanz verbreiten, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (29)
Wie das Meer von unerschöpflichem Wasser, die Freude von Svayambhû[8], welche voll ist von Kostbarkeiten von vielen Arten, (Keinesgleichen hat), ebensowenig hat ein sehr gelernter Mönch. (30)
Mönche, die gleich der Tiefe des Ozeans, welche schwer zu überwinden sind, vor niemandem (oder nichts) erschreckt werden, und nicht so leicht angegriffen werden, die voll von umfangreichen lernen sind und sich um sich selbst kümmern, werden in die obersten Plätze gehen, nachdem ihr Karman vernichtet worden ist. (31)
Daher, Sucher nach der höchsten Wahrheit, studiere die heilige Kunde, um dich selbst und andere zu bewirken Vollkommenheit zu erreichen. (32)
So sage ich.
Ende der Elften Vorlesung, genannt DER SEHR GELERNTE.
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[1] Wörtlich, der immer in seines Lehrers kula bleibt
[2] Kanthaka. Das Pferd von Buddha wird Kanthaka genannt; unserer Stelle zeigt, dass das Wort nicht ein eigenes Substantiv, sondern eine Benennung ist.
[3] Dies ist das Kernthema aller Verse bis Vers 30
[4] ich habe diese Worte hier und in den folgenden Versen zugeführt. Die Kommentatoren versuchen es ohne sie auszukommen, und arbeiten darauf Eigenschaften des Mönchs klarzulegen, die den Attributen des Gegenstands des Vergleichs entsprechen.
[5] Parallele zu Argus der griechischen Mythologie; auch etymologisch ist der Name von Sakra – Sagra –Argas – Argus gut möglich abzuleiten. Wer einmal die Seidenstrasse bereiste und in Indien die Vielfalt der Kultur, der Menschen, der Götterwelt erlebte legt den Schluss mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit näher, dass Indien die Griechische Mythologie beeinflusste als umgekehrt. ΑΏ
[6] Eugenia Jambu. Nach Ansicht der Kommentatoren ist genau der Baum gemeint, von dem Gambûdvîpa seinen Namen hernahm. Sie machen von der präsidierenden (ânâdhiya) Gottheit, den Gott Anâdrita. Ich bin nicht bereit zu sagen, dass es einen solchen Gott wie Anâdrita gibt. Der Name sieht verdächtig aus. Ich denke ânâdhiya entspricht âgñâsthita.
[7] Nach dem Weltbild der Gainas der Sîtâ ist ein Fluss, der seinen Anfang in der Nîla Bergkette nimmt und in den östlichen Ozean mündet. Der Nîla ist die vierte der sechs parallelen Berg-Barrieren, die südlichste davon ist der Himâlaya. (Trailôkya Dîpikâ, Umâsvâtis' Tattvârthâdhigama Sûtra, usw.)
[8] Dieses Epitheton bezieht sich offensichtlich auf Vishnu’s schlafend auf dem Ozean