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129 [Fortsetzung]
Jainismus
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Die acht Gegenstände[1] des Glaubensbekenntnisses sind die Samitis und die Guptis; es gibt fünf Samitis und drei Guptis. (1)
Die Samitis[2] sind: 1. îryâ-samiti (Begehen von ausgetretenen Pfaden durch Menschen, Tiere, Wagen, usw., und genau prüfend, so um nicht den Tod irgendeines lebenden Wesens zu verursachen); 2. bhâshâ-samiti (sanfte, heilsame, süße, gerechte Sprache); 3. êshanâ-samiti (Erhalten von Almosen, in einer Weise, um die zweiundvierzig Fehler, die festgelegt sind, zu vermeiden); 4. âdâna-samiti (Entgegennahme und Bewahrung der Dinge, nötig für
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religiöse Übungen, nachdem sie sorgfältig geprüft habend); 5. ukkâra-samiti (Durchführung der Tätigkeiten der Natur an einer entlegenen Stelle). Die drei Guptis (die hier unter dem Begriff Samiti in ihrer breiteren Anwendung enthalten sind) sind: 1. mano-gupti (den Geist verhindernd von Wanderungen im Wald der sinnlichen Vergnügungen durch ihn beschäftigend in der Kontemplation, Studium, usw.); 2. vâg-gupti (Verhinderung der Zunge schlechte Dinge zu sagen durch ein Gelübde des Schweigens, usw.); 3. kâya-gupti (den Körper in eine unbewegliche Haltung stellend wie im Fall von Kâyôtsarga). (2)
Die acht Gegenstände[3] sind daher kurz aufgezählt, in denen das ganze Glaubensbekenntnis durch die Ginas gelehrt und dargelegt in den zwölf Angas, verstanden wird. (3)
1. Das Gehen von einem gut disziplinierten Mönch sollte in vier Hinsichten rein sein: in Hinsicht auf 1. die Ursache[4]; 2. die Zeit; 3. der Weg; 4. die Bemühung[5]. (4)
Die Ursache ist: Wissen, Glauben und richtiges Verhalten; die Zeit ist Tag-Zeit; der Weg schließt schlechte Wege aus. (5)
Die Bemühung ist Vierfach, nämlich betreffend: 1. Stoff, 2. Ort, 3. Zeit, und 4. Beschaffenheit des Geistes. Hört mich sie erklären. (6)
In Hinsicht auf Stoff: der (gehende Mönch) sollte mit seinen Augen schauen, in Hinsicht auf Ort, der Raum einer Yuga (d.h. vier hastas oder Ellen); in Hinsicht auf die Zeit: Solange er geht; und im Hinblick auf die Beschaffenheit des Geistes: sorgfältig[6]. (7)
Er geht sorgfältig, der nur auf
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sein Gehen und seinen Körper (der es ausführt) achtet, während er vermeidet auf die Gegenstände der Sinne zu achten, nur (achtet auf) sein Studium, das letztere in allen fünf Arten[7]. (8)
2. Nachgeben auf: Wut, Stolz, Verrat und Gier, Lachen, Angst, Geschwätzigkeit und Verleumdung[8]; diese acht Fehler sollte ein gut disziplinierter Mönch vermeiden, er sollte untadelige und prägnante Rede zum richtigen Zeitpunkt verwenden. (9, 10)
3. In Hinsicht auf Betteln[9], sollte ein Mönch die Fehler bei der Suche vermeiden [10], im Empfangen[11], und in der Verwendung[12] der drei Arten von Gegenständen, nämlich Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Unterkunft. (11)
Ein eifriger Mönch sollte vermeiden in der ersten (d.h. bei der Suche nach Almosen) die aufgetretenen Fehler entweder durch den Geber (udgama) oder durch den Empfänger (utpâdana); verursachte in der zweiten (d.h. in der Entgegennahme von Almosen) die zugehörigen Fehler in der Entgegennahme; und in der Verwendung der erhaltenen Gegenstände, die vier Fehler[13]. (12)
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4. Wenn ein Mönch die zwei Arten von Dingen, die zu seiner allgemeinen und
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zusätzlichen[14] Ausstattung gehören, aufnimmt oder niederlegt, sollte er in folgender Weise vorgehen. (13)
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Ein eifriger Mönch sollte die Sache nachdem er sie mit seinen Augen kontrolliert hat abwischen, und dann sollte er sie aufnehmen oder niederstellen, die Samiti einhaltend in beiderlei Hinsicht[15]. (14)
5. Kot, Urin, Speichel, Schleim, Unsauberkeit des Körpers, Innereien von Lebensmitteln, Abfall Sachen, seinen eigenen Körper (wenn er kurz davor zu sterben ist), und alles von dieser Beschreibung (ist entsorgt zu werden in der beschrieben zu werdenden Weise). (15)
[Ein Ort mag nicht besucht und gesehen (von Menschen) sein, oder gar nicht besucht, aber gesehen oder besucht und nicht gesehen, oder besucht und gesehen.[16] (16)]
An einem Ort, weder besucht, noch von anderen Menschen gesehen, welcher keine Hindernisse für die Selbstkontrolle bietet, der eben ist, nicht mit Gras oder Blätter bedeckt[17], und ist
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in seinen jetzigen Zustand[18] vor kurzer Zeit gebracht worden, der geräumig ist, eine unbelebte Oberflächen-Schicht[19] hat, nicht zu nahe (dem Dorf, usw.), nicht durchlöchert durch Löcher und frei von Insekten und Samen ist - an einem solchen Ort sollte er seine Exkremente hinterlassen, usw. (17, 18)
Die fünf Samitis sind so kurz aufgezählt, ich werde nun in gebührender Reihenfolge die drei Guptis[20] erklären. (19)
1. Es gibt 1. Wahrheit; 2. Unwahrheit; 3. eine Mischung aus Wahrheit und Unwahrheit; 4. eine Mischung aus, was nicht wahr ist, und was nicht unwahr ist. Der Gupti des Geistes bezieht sich auf alle vier[21]. (20)
Ein eifriger Mönch sollte seine Gedanken hindern, vor Wünschen für das Unglück von jemand anderem[22], vor Gedanken über Handlungen, die Elend für lebende Wesen verursachen[23], und vor Gedanken und Handlungen, welche ihre Zerstörung verursachen[24]. (21)
2. Die Gupti der Rede ist auch von vier Arten (in Bezug auf die vier Unterteilungen wie in Vers 20). (22)
Ein eifriger Mönch sollte seine Rede hindern vor (ausdrückend) Wünsche, usw. (wie in Vers 21). (23)
3. Im Stehen, Sitzen, Liegen, Springen, Gehen, und in der Verwendung seiner Organe, sollte ein eifriger Mönch seinen Körper vor sich andeutenden schädlichen Wünschen hindern,
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Handlungen zu tun, die das Elend von lebenden Wesen bewirken, oder deren Zerstörung verursachen. (24, 25)
Dies sind die fünf Samitis für die Ausübung des religiösen Lebens, und der Guptis für die Vorbeugung von allem Sündhaften. (26)
Dies ist die Essenz des Glaubensbekenntnisses, die ein Weiser gründlich in die Praxis umsetzen sollte; solch ein weiser Mann wird bald über den Kreis der Geburten gelangen. (27)
So sage ich.
Ende der Vierundwanzigsten Vorlesung, genannt DIE SAMITIS.
[1] Das Wort habe ich gemacht "Gegenstand" ist mâyâ, die Sanskrit-Form, kann mâtâ oder mâtrâ sein. Das Wort ist von der Wurzel "ma" abgeleitet, um darin Platz zu finden, und bezeichnet das, was sich in sich selbst oder anderen Dingen einschliesst, siehe Vers 3. Das Wort kann auch, mâtri "Mutter" bedeuten, wie Weber versteht. Aber das ist natürlich eine vorsätzliche Doppelbedeutung.
[2] Die Definitionen im Text platziert in Klammern sind von Bhandarkar’s Report for 1883-1884 genommen, SEITE 98, Anmerkung †, SEITE 100, Anmerkung *.
[3] Vgl. Anm. von Vers 1 die engl. Übersetzung hat hier Samitis, mit acht sind hier jedoch eindeutig die 3 Guptis und die 5 Samitis gemeint. ΑΏ
[4] Âlambana, wörtlich unterstützen; erklärt: unterstützt durch welches der Geist rein wird.
[5] Gâyanâ = yatna; es besteht hauptsächlich aus Mitleid mit lebenden Wesen (gîvadayâ).
[6] Upayukta
[7] Die "fünf Arten" sind vâkanâ, usw., wie in der Neunundzwanzigsten Vorlesung, §§ 39-23, unten, SEITE 165 f. Die Kommentatoren liefern kuryât " er sollte sein Studium weiterführen."
[8] Vikahâ = vikathâ, weilches nicht auftritt, im gewöhnlichen Sanskrit. Vielleicht steht es für vikatthâ "Prahlerei".
[9] Êshanâ
[10] Gavêshanâ
[11] Grahanaishanâ
[12] Paribhôgaishanâ
[13] Es sind alle zusammen sechsundvierzig Fehler vermieden zu werden. Da sie häufig in den heiligen Texten angespielt werden, wird eine systematische Auflistung und Beschreibung von ihnen nach der Dîpikâ nützlich sein: Es sind sechzehn udgama-dôshas durch welches Nahrung, usw. für einen Gaina Mönch ungeeignet wird:
1. Âdhâkarmika, der Fehler anhaftend an Nahrung, usw., die ein Laie speziell für religiöse Bettler gleich welcher Sekte vorbereitet.
2. Auddêsika ist Nahrung, usw., die ein Laie für einen bestimmten Mönch vorbereitet.
3. Pûtika ist Nahrung, usw., die im Ganzen rein ist, aber unreine Partikel wegen des ersten Fehlers enthält.
4. Unmisra, ist Nahrung, usw., von denen nur ein Teil speziell für den Mönch in Frage vorbereitet worden ist.
5. Sthâpanâkarmika, ist Nahrung, usw., die für einen Mönch zurückbehalten worden ist.
6. Prâbhritika, ist Nahrung, usw., die für irgendein Fest vorbereitet worden ist.
7. Prâduhkarana, wenn der Laie eine Lampe anzünden muss, um die Almosen für die Mönche zu holen.
8. Krîta, wenn er die Sachen kaufen muss.
9. Prâmitya, wenn er zu eine Kelle (? uddhâraka) holen muss, um die Nahrung, usw., herauszuziehen.
10. Parâvritti, wenn er schlechte Teilchen der Lebensmittel, durch gute ersetzt, und umgekehrt.
11. Adhyâhrita, wenn er das Essen, usw., aus einiger Entfernung holen muss.
12. Udbhinna, wenn er Schlösser öffnen muss bevor er an die Nahrung, usw., gelangt.
13. Mâlâhrita, wenn er die Nahrung, usw., von einem etwas erhobenen oder unterirdischen Platz nehmen muss. 14. Âkkhidya, wenn die Nahrung, usw., mit Gewalt von jemandem genommen wurde.
15. Anisrishta, wenn ein Mann aus einem Geschäft gibt, das er gemeinsam mit anderen Menschen besitzt, ohne deren Erlaubnis zu fragen.
16. Adhyavapûra, wenn der Bettler anruft während das Abendessen gekocht wird, und um seinetwillen mehr Nahrung in den Topf auf dem Feuer zugeführt wird.
(Einige dieser Fehler sind in der Aupapâtika Sûtra, § 96, III aufgelistet.)
Es gibt sechzehn utpâdana-Dôshas; oder solche Fehler, wie sie durch die Mönche verursacht werden durch Verwendung einiger Hilfsmittel, um den Laien zu veranlassen, ihm Almosen zu geben:
1. Dhâtrîkarman, wenn der Mönch mit den Kindern des Laien spielt.
2. Dûtakarman, wenn er ihm Informationen gibt über das, was seine Leute machen.
3. Nimitta, wenn er im Lob von Almosengeben spricht.
4. Âgîvikâ, wenn er seine Geburt und Familie an ihn bekanntmacht.
5. Vapanîka, wenn er sein Elend breittritt.
6. Kikitsâ, wenn er kranke Menschen heilt.
7. Krôdhapinda, wenn er Almosen durch Bedrohungen erpresst.
8. Mânapinda, wenn er dem Laien erzählt, dass er eine Wette mit anderen Mönchen gesetzt hat, dass er ein Almosen von ihm erhalten würde.
9. Mâyâpinda, wenn er Tricks oder Posse anwendet um Almosen zu verschaffen.
10. Lôbhapinda, wenn er aus dem Wunsch auf gute Kost betteln geht.
11. Samstava-pinda, als er dem Laien schmeichelt.
12. Vidyâpinda, wenn er eine Schau von seiner Gelehrsamkeit macht; oder wenn er einen Gott beschwört, von dem Almosen zu erhalten.
13. Mantradôsha, wenn er den Laien in eine oder andere Weise verpflichtet.
14. Kûrnayôga, wenn er sich unsichtbar macht und dann die Nahrung, usw., wegnimmt.
15. Yôgapinda, wenn er die Menschen Zaubersprüche, Tricks, usw., lehrt
16. Mûlakarman, wenn er sie lehrt, wie dem Bösem vorzubeugen durch Wurzeln, Zauberformeln, usw.
There are ten faults of graha n aisha n â: Da sind zehn Fehler von grahanaishanâ:
1. Saṅkita, wenn ein Mönch Almosen von einem verängstigten Laien annimmt.
2. Mrakshita, wenn das Essen von belebter oder unbelebter Materie verschmutzt ist (kharantita).
3. Nikshipta, wenn das Essen unter animieren Sachen platziert wird.
4. Pihita, wenn animiertes Essen mit unbelebter Materie bedeckt ist, und umgekehrt.
5. Samhrita, wenn der Laie die Sache aus einem Gefäß zu nehmen hat, und setzt es in ein anderes legt.
6. Dâyaka, wenn das Verhältnis oder Beruf des Gebers es verbietet, von ihm Almosen anzunehmen.
7. Unmisrita, wenn der Laie reine mit unreinen Speisen vermischt.
8. Aparita (?), wenn ein gemeinsamer Besitzer, gegen des anderen Willen, vom Geschäft weggibt.
9. Lipta, wenn die Laien Speisen, usw., mit einer Kelle oder Hand, verschmutzt mit Milch, Butter, usw., geben 10. Khardita, wenn er beim Almosen geben Milch, usw., verschüttet.
Es sind vier Fehler von paribhôgaishanâ:
1. Samyôganâ, wenn der Mönch die Zutaten für eine gute Mahlzeit zusammenlegt.
2. Apramâna, wenn er eine größere als die vorgeschriebene Menge von Speisen annimmt.
3. Iṅgâla, wenn er einen reichen Mann für seine gute Küche lobt oder dhûma, wenn er einen armen Mann wegen seiner schlechten Kost tadelt.
4. Akârana, wenn er auserlesene Speisen bei anderen Gelegenheiten isst, als die in den heiligen Texten festgelegten.
[14] Siehe übernächste Seite. SEITE 135 Aughika und aupagrahika. Das erstere wird sâmudâyika erklärt, das andere steht für solche Dinge wie nur gelegentlich gewünscht werden, wie ein Stock. Ich kann nicht mit Bestimmtheit von den Kommentaren ausmachen, ob der Besen unter die ersteren oder den letzteren gerechnet wird.
[15] Das bedeutet, nach dem Kommentator, entweder bei der Aufnahme oder Abstellen, oder in Bezug auf die ôgha und aupagrahika Ausstattung, oder in Bezug auf Inhalt und Kondition des Geistes.
[16] Dieser Vers, der in einem anderen Versmass (Âryâ) ist, ist offenbar ein späterer Zusatz, und ist wahrscheinlich aus einem alten Kommentar, dem Kûrni oder der Bhâshya, genommen worden.
[17] Agghusirê = asushirê, nicht perforiert, nicht mit Löchern. Ich übersetze nach dem Autor des Avakûri. Die wörtliche SEITE 135 Übersetzung würde eine falsche Vorstellung geben, da es zum Gleichen kommen würde, wie das Wort bilavargita im nächsten Vers.
[18] D.h., wo der Boden vor nicht langer Zeit durch das Verbrennen von Gras, usw., gereinigt worden ist
[19] Ôgâdhê, wo der belebte Boden von mindestens fünf Fingern der unbelebten Materie bedeckt ist.
[20] Nämlich des Geistes (20, 21), der Rede (22, 23), und des Körpers (24, 25).
[22] Samrambha
[23] Samârambha
[24] Ârambha