SEITE 405 [Fortsetzung] Jainismus Titel Inhalt voriges Kapitel Druckversion dieser Seite in Pdf
Ein sehr kluger (Mönch), der das Gelübde der Keuschheit ausübt, sollte nicht auf die folgenden (ketzerische) Lehren annehmen, noch (sich) schlecht in dieser Religion verhalten. (1)
Er sollte nicht glauben, dass (diese Welt) ohne Anfang oder ohne Ende ist, ewig oder nicht ewig, gemäss der Schlussfolgerung (von Ketzern)[2]. (2)
Von diesen Alternativen kannst du nicht an der
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Wahrheit angelangen; von diesen Alternativen, wirst du, gewiss, zu Irrtum geführt. (3)
Einer sollte nicht sagen: dass es ein Ende von Wesen sein werde, die die Wahrheit (kennen und) lehren[3]; noch, dass alle Wesen nicht ähnlich sind, noch dass sie in (unaufhörlicher) Bindung sein werden, oder (dass die Propheten) ewig (sind). (4)
Von diesen Alternativen kannst du nicht an der Wahrheit angelangen, usw. (siehe Vers 3). (5)
Einer sollte nicht sagen: die Schuld der Tötung kleiner und großer Tiere ist die gleiche, oder nicht die gleiche. (6)
Von diesen Alternativen, usw. (7)
Einer sollte wissen, dass diejenigen, die speziell für sie zubereitete Dinge annehmen[4], (in einigen Fällen) von Schuld betroffen sein werden, oder (wo es durch die Schrift erlaubt ist) nicht betroffen sein werden. (8)
Von diesen Alternativen, usw. (9)
One should not maintain the identity of the audârika Einer sollte nicht behaupten, die Identität des audârika[5], âhârika, und kârmana Körper, noch
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daß alles nicht überall in Existenz kommen kann[6], noch dass sie es können. (10)
Von diesen Alternativen, usw. (11)
Behaupte nicht, dass die Welt nicht besteht, behaupte, dass sie besteht. (12)
Behaupte nicht, daß Gîva and Agîva nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (13)
Behaupte nicht, daß Dharma und Adharma nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (14)
Behaupte nicht, daß Knechtschaft und Befreiung nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (15)
Behaupte nicht, daß Tugend und Laster[7] nicht bestehen, aber dass sie bestehen. (16)
Behaupte nicht, daß Âsrava und das Stoppen von Âsrava nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (17)
Behaupte nicht, daß das Erleben von der Wirkung, und die Vernichtung von Karman nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (18)
Behaupte nicht, daß Tätigkeit und Nicht-Tätigkeit nicht bestehen, aber dass sie bestehen. (19)
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Behaupte nicht, dass Zorn und Stolz nicht bestehen, aber dass sie bestehen. (20)
Behaupte nicht, daß Betrug und Gier nicht bestehen, sondern dass sie bestehen. (21)
Behaupte nicht, dass Liebe und Hass nicht bestehen, aber dass sie bestehen. (22)
Behaupte nicht, daß der vierfache Geburtenzyklus nicht besteht, sondern dass er besteht. (23)
Behaupte nicht, daß es keine Götter und Göttinnen[8] gibt, aber dass es sie gibt. (24)
Behaupte nicht, dass es keine solche Sache wie Perfektion und Nicht-Perfektion gibt, aber dass es so eine Sache gibt. (25)
Behaupte nicht, daß es keinen ausschließlich für diejenigen, die Vollkommenheit erreichen reservierten Platz gibt, aber dass es (einen) solchen gibt[9]. (26)
Behaupte nicht, dass es keine frommen und bösen Menschen gibt, aber dass es gibt. (27)
Behaupte nicht, dass es keine solche Sache wie gut und schlecht gibt, aber, dass es gut und schlecht gibt. (28)
Die Theorie wird nicht funktionieren, dass (ein Mensch immer) gut (ist), oder (immer) schlecht. Die falsch angewiesen Sramanas begreifen der (Seele) Knechtschaft[10] (durch Karman) nicht. (29)
(Mache nicht geltend), dass alles unvergänglich ist, oder voller Schmerzen, noch, dass Kriminelle getötet werden oder nicht getötet werden sollten; einer sollte nicht in dieser Weise sprechen. (30)
Mache nicht geltend, dass diese Menschen wohlerzogene Mönche sind, die ein reines Leben führen, und dass diese anderen ein unreines Leben führen. (31)
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Ein weiser Mönch soll nicht sagen: Wir bekommen Almosen (von diesem Haushaltsvorstand) oder wir tun es nicht; aber er sollte seine Chancen für die endgültige Befreiung verbessern[11]. (32)
Ein Mönch sollte selbst diesen von den Ginas gelehrten Ansichten entsprechen und umherwandern, bis er endgültige Befreiung erreicht. (33)
So sage ich.
Ende der fünften Vorlesung genannt "FREIHEIT VON IRRTUM"
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[1] Mit der Ausnahme der fünften und sechsten Vorlesung, ist das ganze Buch (srutaskandha) in Prosa. Ich habe in der Unterteilung der Vorlesungen an der Bombay gezeigten Auflage festgehalten, die im Großen und Ganzen mit dem der meisten MSS.
[2] Die Gainas entscheiden alle solche Fragen mit Hilfe der syâdvâda, welche auf bewundernswerte Weise alle Schwierigkeiten entfernt; z.B. die Welt ist ewig insofern als, dass dieser Teil betroffen ist, welcher S. 406 das Substrat der Idee (sâmânya) "Welt" ist; sie ist nicht ewig insofern wie sein ständig ändernder Zustand gemeint ist.
[3] Sâstârah, Lehrer, hier diejenigen, die Vollkommenheit erreichen. Die Bedeutung ist, dass die Welt leer werden würde, wenn alle Wesen Vollkommenheit erreichen sollten. Dies sollte nicht, hält er aufrecht, noch die entgegengesetzte Meinung, dass einige Wesen für Nirvâna qualifiziert sind, und andere nicht.
[4] Ahâkammâni, siehe Uttarâdhyayana, 24. Vorlesung, S. 131, Anm. 7.
[5] Die Gainas gehen davon aus, dass jedes Individuum fünf Körper besitzt: (1) audârika, oder der Körper, der gesehen wird; (2) kârmana, Behälter von Karman, er wird von Karman Teilchen zusammengesetzt; (3) taigasa , ein Körper aus Partikeln von Feuer bestehend, er bewirkt Verdauung; (4) âhâraka, ein verfeinerter Körper der Seele, mit dem er an entfernte Orte geht (z.B. wenn ein katurdasapûrvin zum Kêvalin geht, um einige Zweifel auszuräumen); (5) vaikriya, eine verfeinerter Körper, der aus eigener Entscheidung verändert werden kann. All diese "Körper", außer dem ersten, sind, was im allgemeinen Sprachgebrauch als Geister oder Seelen genannt wird. Wir haben hier ein Hindu Gegenstück des Glaubens in der Pluralität der Seelen gemeinsam S. 407 mit vielen alten und modernen Nationen. Vergleiche die folgenden Verse in Tylor, Origin of Culture (Ursprung der Kultur), Kapitel XI zitiert: 'Bis duo sunt homini, manes, caro, spiritus, umbra:
Quattuor haec loci bis duo
suscipiunt.
Terra
tegit carnem, tumulum circumvolution umbra
Manes Orcus habet, spiritus astra petit.' [Absatz geht weiter] Ich bin geneigt zu glauben, dass die Idee des âhâraka und vaikriya sarîras aus dem Volksglauben entwickelt ist, daß die Seele im Schlaf den Körper verlässt und weit weg reist. Compare also the Sankhya terms Vaik ri ta und Tai g asa, Garbe, Vgl. auch die Sâṅkhya Begriffe vaikrita and taigasa, Garbe, Die Sâmkhya-Philosophie, pp. 236, 249.
[6] Nach dem Kommentator ist dies gegen die Sâṅkhya Philosophie gesagt, denn wie alles ist eine Folge von Prakriti ist, und Prakriti überall gegenwärtig ist, kann alles überall in Existenz kommen.
[7] Punyam und pâpam Das eine ist das gute Karman(subham karmapudgalam); das andere, das schlechte
[8] Menschen mit Privilegien, Reiche, Könige, etc. werden so benannt
[9] Siehe Uttarâdhyayana XXXVI, 62, 63, S. 212.
[10] Vêra = vaira, erklärt karmabandha
[11] Santimaggam ka vûhaê = sântimârgam ka vrimhayêt.