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SÛTRAKRIGA.

ERSTES BUCH[1].

Dritte Vorlesung,

genannt
DAS WISSEN ÜBER SCHWIERIGKEITEN[2].

Zweites Kapitel.

Es gibt ein paar zärtlichen Neigungen, die Mönche nicht so leicht überwinden können. Über ihre Darstellung werden einige entmutigt und sind nicht in der Lage, Kontrolle auszuüben. (1)

Seine Verwandten[3] werden ihn bei seinem Anblick umgeben und schreien: "Kind, wir haben dich erzogen, (jetzt) unterstütze uns! O Lieber! warum willst du uns verlassen?" (2)

"Kind, dein Vater ist ein alter Mann; deine Schwester ist noch sehr jung; (und hier), O Lieber, sind deine eigenen Brüder von der gleichen Mutter, warum willst du uns verlassen?" (3)

"Unterstütze deine Mutter und deinen Vater, damit du diese Welt gewinnen wirst; es ist eine Pflicht in dieser Welt, seine eigene Mutter zu schützen." (4)

"Die alten Leute sind liebenswürdig-gesprächig; eure Söhne, Kind, sind sehr jung, du hast deine Frau geheiratet (gib Acht), dass sie nicht zu einem anderen Mann geht." (5)

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"Komm, Kind, lass uns nach Hause gehen, wir können die ganze Arbeit machen, du brauchst (es) nicht (tun); das nächste Mal werden wir darauf achten, (dass du nicht mit Arbeit überlastet wirst); Kind, lass uns inzwischen zu unserem Haus gehen." (6)

"Danach kannst du wieder gehen; durch diesen (Besuch von dir), wirst du nicht aufhören, ein Sramana zu sein, wer hindert dich Kontrolle auszuüben, wenn du mit weltlichen Begierden fertig bist[4]?" (7)

"Alle deine ausstehenden Schulden haben wir zwischen uns aufgeteilt, und wir werden dir das (erforderlich) Geld (für) Geschäfte geben." (8)

Auf diese Weise kommen (seine Verwandten) zu ihm, klagen, und versuchen ihn zu überzeugen. Geklammert an seine Zuneigung für seine Verwandten, kehrt er schnell zu seinem Haus zurück. (9)

Wie eine Schlingpflanze einen im Wald wachsenden Baum umgibt, so drücken ihn seine Verwandten hart, dass er Kontrolle aufhören sollte. (10)

Er ist an seine Anhänglichkeit zu seinen Verwandten geklammert. Also die Halter folgen immer einem neu gefangenen Elefanten, und eine Kuh, die gerade gekalbt hat, geht nicht weit (vom Kalb). (11)

Menschen setzen sich nicht (leicht) über diese Anhänglichkeit hinweg, wie (sie nicht über) den Ozean[5] herübergelangen. Denn ihretwillen leiden die Schwachen Schmerzen, voll in Anspruch für ihre Verwandten genommen seiend. (12)

Aber ein Mönch sollte darauf verzichten; denn jede Anhänglichkeit ist nur eine Ursache von Sünde. Er sollte nicht Leben begehren, nachdem er in das beste Gesetz unterrichtet worden ist. (13)

Sie sind diese Strudel, auf welche durch

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Kâsyapa darauf hingewiesen worden sind: die Weisen halten sich klar von ihnen, aber die Unwissenden gehen in ihnen unter. (14)

Könige und Minister von Königen, Brâhmanas und Kshattriyas versuchen mit angenehmen Dingen einen Mönch zu verführen, der ein heiliges Leben führt. (15)

(Sie versuchen, ihn zu verführen) mit Elefanten, Pferde, Wagen und Karren, mit Lust-Reisen (zu ihm sagend): "Genieße diese hervorragenden Vergnügungen, großer Weiser, wir beten dich an!" (16)

"Kleidung, Parfüms, Schmuck, Frauen und Betten: Genieße diese Vergnügen, Freund, wir beten dich an!" (17)

"Alle Gelübde, die du, heiliger Mann, gehalten hast während ein Mönch, sind mit deinem Leben in einem Haus miteinander vereinbar." (18)

"Es ist keine Sünde, denn du bist lange (genug) umhergewandert." Auf diese Weise versuchen sie ihn zu versuchen, wie Männer ein Schwein mit Wildreis ködern. (19)

Schwache Männer, die ermahnt werden, um als Mönche leben, aber die nicht in der Lage sind, Kontrolle auszuüben, brechen zusammen wie schwache (Ochsen, eine schwere Last) bergauf (tragend). (20)

Unfähig die raue (d.h. Kontrolle) auszuüben, und drangsaliert von den Entsagungen, brechen schwache Menschen zusammen, wie alte Ochsen im Bergaufgehen. (21)

Wenn Menschen, die gierig sind, angehaftet an Frauen, und die Vergnügungen lieben, in der oben beschriebenen Art und Weise versucht werden, kehren sie in ihre Häuser zurück. (22)

So sage ich.

Ende des zweiten Kapitels der dritten Vorlesung des ersten Buches

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[1] Srutaskandha. Sein Sanskrit-Titel erwähnt durch Sîlâka ist Gâthâshô dasaka, d.h. das Buch, dessen Sechzehnte Vorlesung Gâthâ genannt wird. Es ist erwähnt in der Uttarâdhyayana XXXI, 13 durch den Namen der sechzehn Gâthâs, siehe oben, SEITE 182.

[2] Vergleiche Uttarâdhyayana II, SEITE 9 ff.

[3] Dieser und die folgenden Verse handeln vom Verlassen der Familie um ihm zu folgen, genauer als einige Parallelen im N.T. wie z.B. Mt. 8,21-22; 16,24; 19,21; Mk. 2,14; 8,34; 10,21 Lk. 5,27; 9,23; 9,59-62; 18,22; Joh. 1,43; 10,26. ΑΏ

[4] Akâmagam. Eine andere Erklärung ist, wenn du nicht bereit bist (häusliche Arbeiten zu tun).

[5] Pâtâla, erklärt durch samudra