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UTTARÂDHYAYANA.

Zweite Vorlesung,

genannt

ÜBER MÜHSELIGKEITEN[1]


 

O langlebiger (Gambûsvâmin)! Ich (Sudharman) habe den folgenden Diskurs vom Ehrwürdigen (Mahâvîra) gehört:

Hier[2], fürwahr, der Ehrwürdige Asket Mahâvîra vom syapa Gôtra hat zweiundzwanzig Mühseligkeiten erklärt, die ein Mönch lernen und wissen, ertragen und überwinden muss, um nicht von ihnen besiegt zu werden, wenn er das Leben eines wandernden Bettlers lebt.

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[Absatz weiter] Dies also sind die zweiundzwanzig Mühseligkeiten, die vom Ehrwürdigen Asket Mahâvîra erklärt wurden, die ein Mönch und lernen und wissen, ertragen und überwinden muss, um nicht von ihnen besiegt werden, wenn er das Leben eines wandernden Bettlers lebt:

1. digañkhâ (gugupsâ)-parîsahâ, Hunger;

2. pivâsâ (pipâsâ)-p., Durst;

3. sîya (sîta)-p., Kälte;

4. usina (ushna)-p., Hitze;

5. damsamasaya (damsamasaka)-p., Bremsfliegen und Mücken[3];

6. akêla-p., Nacktheit[4];

7. arati-p., unzufrieden mit den Objekten der Kontrolle zu sein.

8. 8. itthî (strî)-p., Frauen;

9. kariyâ (karyâ)-p., unbeständiges Leben;

10. nisîhiyâ (naishêdhikî)-p., Platz für das Studium;

11. seggâ (sayyâ)-p., Unterkunft;

12. akkôsa (âkrôsa)-p., Missbrauch;

13. vaha (vadha)-p., körperlicher Züchtigung;

14. gâyanâ (yâkanâ)-p., nach etwas zu fragen;

15. alâbha-p., abgelehnt zu werden;

16. rôga-p., Krankheit;

17. tana-phâsa (trinasparsa), stechen von Gras;

18. galla-p., Schmutz;

19. sakkârapurakkâra (satkârapurahkâra)-p., liebenswürdige und respektvolle Behandlung;

20. pannâ (praâ)-p., Verständnis;

21. annâna (aâna)-p., Unwissenheit;

22. sammatta (samyaktva)-p., Gerechtigkeit.

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[5] Die Aufzählung der Mühseligkeiten wurde von dem syapa[6] geliefert, ich werde sie euch in gebührender Reihenfolge erklären. Hört mir zu.  (1)

1. Obwohl sein Körper durch Hunger geschwächt ist, sollte ein Mönch, der stark (in Selbstkontrolle) ist und Buße tut, nicht schneiden oder einen anderen bewirken zu schneiden (irgendetwas um gegessen zu werden), noch es kochen oder einen anderen bewirken es zu kochen. (2)

Obwohl abgemagert wie das Gelenk einer Krähe’s (Bein) und mit einem Netz von Venen bedeckt, sollte er das erlaubte Maß für Essen und Trinken kennen, und umherwandern mit einem stillvergnügten Geist. (3)

2. Obwohl durch Durst überwältigt, sollte er nicht kaltes Wasser trinken, zurückgehalten durch Scham und Abneigung (gegen verbotene Dinge); sollte er versuchen, destilliertes[7] Wasser zu erhalten.  (4)

Umherwandernd auf einsamen Wegen, unter Schmerzen, Durst, mit trockener Kehle und verzweifelt, sollte er diese Mühe (von Durst) ertragen. (5)

3. Wenn ein zurückhaltender, strenger Asket auf seinen Wanderungen gelegentlich unter Kälte leidet, sollte er nicht über die (vorgeschriebene) Zeit wandern, in Erinnerung an die Lehre des Gina. (6)

"Ich habe kein Obdach und nichts um meine Haut zu decken, deshalb werde ich ein Feuer machen, um mich selbst zu wärmen," solch ein Gedanke sollte nicht von einem Mönch gehegt werden. (7)

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4. Wenn er unter der Hitze von heißen Dingen leidet, oder von der Hitze seines Körpers, oder von der Hitze des Sommers, sollte er nicht den Verlust an Komfort beklagen. (8)

Ein weiser Mann, von der Hitze leidend, sollte sich nicht für ein Bad, oder Wasser über den Körper gießen, oder sich selbst belüften sehnen. (9)

5. Leidend von Insekten ein großer Weiser bleibt ungestört. Wie ein Elefant an der Spitze des Kampfes den Feind tötet, so ist ein Held (in Selbstkontrolle überwinden den inneren Feind). (10)

Er sollte nicht verscheuchen (Insekten), noch sie weghalten, noch im Mindesten zur Leidenschaft durch sie provoziert werden. Toleriere Lebewesen, töte sie nicht, auch wenn sie dein Fleisch und Blut essen. (11)

6. "Meine Kleider sind am zerreißen, (bald) werde ich nackt gehen" oder "Ich sollte einen neuen Anzug bekommen," solche Gedanken nicht von einem Mönch gehegt zu werden. (12)

Auf einmal wird er keine Kleider haben, an einem anderen, wird er einige haben; dies zu wissen, dass dies eine heilbringende Regel ist, ein weiser (Mönch) sollte sich nicht darüber beklagen. (13)

7. Eine obdachloser und armer Mönch, der von Dorf zu Dorf wandert mag des asketischen Lebens überdrüssig werden: er sollte diese Mühe ertragen. (14)

Ein Weiser soll von dieser Unzufriedenheit abkehren; er sollte frei von Sünden umherwandern, bewacht in sich, ein Tabernakel (sozusagen) des Gesetzes, keine Aktionen tun und vollkommen leidenschaftslos. (15)

8. In dieser Welt haben Männer eine natürliche Vorliebe für Frauen; er der sie kennt (und verzichtet), wird leicht seine Aufgaben als ein Sramana ausführen. (16)

Ein weiser Mann, der weiß, dass Frauen ein Sumpf sind, wird keine Schäden von ihnen erhalten, wird aber umherwandern auf der Suche nach dem Selbst. (17)

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9. Allein, lebend von erlaubter Nahrung[8], sollte er umherwandern, alle Schwierigkeiten ertragend, in einem Dorf oder einer Stadt oder einem Marktplatz oder einer Hauptstadt. (18)

Verschieden (von anderen Menschen) sollte ein Mönch umherwandern, sollte er kein Eigentum erwerben; aber nicht an Haushaltvorstände angehaftet, sollte er ohne festen Wohnsitz leben. (19)

10. In einer Grabstätte, oder einem verlassenen Haus, oder unter einem Baum sollte er niedersitzen, allein, ohne sich zu bewegen, und er sollte nicht irgendjemanden fortjagen. (20)

Dort sitzend sollte er allen Gefahren trotzen; wenn von Angst ergriffen, sollte er nicht aufstehen und an einen anderen Ort gehen. (21)

11. Ein Mönch, der Buße tut und stark ist (in Selbstkontrolle), wird nicht über die Maßen durch gute oder schlechte Unterkunft betroffen sein, nur ein böse gesinnter Mönch wird. (22)

Eine gute oder schlechte Unterkunft in einem leeren Haus erhalten habend[9], sollte er dort bleiben denkend: "Was macht es für eine Nacht?" (23)

12. Wenn ein Laie einen Mönch missbraucht, sollte er nicht zornig auf ihn werden; weil er wie ein Kind sein würde[10], sollte ein Mönch nicht zornig werden. (24)

Wenn ein Mönch schlechte Worte hört, grausame und nagende, sollte er sie schweigend übersehen, und sie nicht zu Herzen nehmen. (25)

13. Ein Mönch sollte nicht böse sein, wenn er geschlagen wird, noch sollte er deshalb sündhafte Gedanken hegen; er weiss, dass Geduld das höchste Gut ist, deshalb sollte ein Mönch über das Gesetz meditieren. (26)

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Wenn jemand einen zurückhaltenden, zurückgezogenen Sramana irgendwo schlägt, sollte er denken: "Ich habe nicht mein Leben verloren." (27)

14. Es wird für einen obdachlosen Mönch immer Schwierigkeiten verursachen, alles durch Betteln zu bekommen, und nichts ohne betteln. (28)

Die Hand (des Gebers) ist nicht immer freundlich ausgestreckt zu einem Mönch, wenn er auf seiner Betteln-Tour ist, aber er sollte nicht denken, dass es besser sein würde, als Haushaltsvorstand zu leben. (29)

15. Er sollte Lebensmittel vom Haushaltsvorstand betteln, wenn sein Essen bereit ist; ein weiser Mann sollte sich nichts daraus machen, ob er ein Almosen bekommt oder nicht. (30)

"Ich bekomme heute nichts, vielleicht werde ich morgen etwas bekommen;" ein Mönch, der so denkt, wird nicht wegen seinem Mangel an Erfolg traurig sein. (31)

16. Wenn irgendein Unglück[11] geschieht, und er Schmerzen hat, sollte er stillvergnügt seinen Geist beibehalten, und das Übel ertragen, das ihn angreift. (32)

Er sollte sich nicht für medizinische Behandlung sehnen, aber er sollte weiterhin für das Wohl seiner Seele suchen; so wird er ein wahrer Sramana sein weder durch selbst Handeln noch andere zum Handeln bewirken. (33)

17. Wenn ein nackter, rauer, zurückhaltender Asket auf dem Gras liegt, wird sein Körper verletzt werden. (34)

In der Sonne wird sein Schmerz unerträglich wachsen; immer noch, ein Mönch, obwohl durch das Gras verletzt, wird nicht Kleidung benutzen[12]. (35)

18. Wenn durch die Sommerhitze sein Körper schwitzt und mit Schmutz und Staub bedeckt ist, ein weiser Mönch sollte nicht den Verlust an Komfort beklagen. (36)

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He should bear (all this), waiting for the destruction of his Karman Er sollte (all dies) ertragen, wartend auf die Vernichtung seines Karman[13], (und praktizieren) das edle, gute Gesetz; er sollte den Schmutz auf dem Körper tragen, bis er verscheidet. (37) (37)

19. Es kann sein, daß ein Herr einen Mönch grüsst, oder sich von seinem Sitz erhebt auf sein Nähern, oder ihn einlädt (um Almosen in seinem Haus anzunehmen): ein Mönch sollte keine Vorliebe für Männer dieser Art bekunden, die ihm solche Merkmale von Respekt zeigen . (38)

Nicht nachtragend sein, wenige Bedürfnisse haben, betteln von Fremden, und nicht zierlich sein, ein weiser Mann sollte sich nicht nach angenehmen Dingen sehnen, noch später bereuen (sie nicht erhalten zu haben). (39)

20. "Fürwahr, in vergangenen Zeiten habe ich produktive Handlungen von Unwissenheit getan, denn ich kann mich an sie nicht erinnern, wenn von irgendjemandem irgendwo gefragt[14]." (40)

"Danach jedoch werden produktive Handlungen von Unwissenheit wirksam." Daher tröste dich selbst, die Folgen von Handlungen kennend. (4!)

21. "Es war von keinerlei Nutzen für die Abkehr von der Lust der Sinne und zurückhaltend zu leben, weil ich nicht richtig gute und schlechte Dinge erkenne." (42)

"Wenn auch im Ausüben von Einschränkungen und religiösen Gebräuchen ich nach strengen Regeln lebe, wollen die Hindernisse zum Wissen immer noch nicht nachlassen." (43)

22. Ein Mönch sollte nicht denken: "Es ist, tatsächlich, kein Leben[15] zu kommen, noch ein erhabener Zustand[16] durch Bußen erworben zu werden, kurz, habe ich mich getäuscht." (44)

A monk should not think: 'Those lied who said that there were, are, and will be Ginas.' Ein Mönch sollte nicht denken: "Jene logen, die sagten, dass da Ginas waren, sind und sein werden. (45)

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All diese Mühseligkeiten sind von dem syapa erklärt worden. A monk should not be vanquished by them, when attacked by any anywhere. Ein Mönch sollte nicht von ihnen besiegt werden, wenn durch irgendjemand irgendwo angegriffen.

So sage ich.

Ende der zweiten Vorlesung, genannt ÜBER MÜHSELIGKEITEN

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[1] Parîsaha, das, was einem Asketen möglicherweise Mühseligkeiten verursachen kann, und welche stillvergnügt ertragen werden müssen.

[2] D.h. in unserem Glauben oder Religion. Dies ist im allgemeinen Sinne des Wortes iha, hier, zur Eröffnung eines Satzes.

[3] Das ist um alle beißenden oder stechenden Insekten einzuschliessen, wie Läuse, usw.

[4] Dies ist nur bindend für die Ginakalpikas, nicht für gewöhnliche Mönche.

[5] Der vorherige Teil der Vorlesung ist in Prosa, der Rest ist in slôka. Die vor die Verse gesetzten Zahlen, beziehen sich zu der obigen Aufzählung der Mühseligkeiten. Man wird sehen, dass zwei Strophen zu jeder von ihnen zugeteilt werden.

[6] D.h. Mahâvîra, der der syapa Gôtra angehörte.

[7] Vigada = vikrita. Es bedeutet Wasser, das durch Kochen oder anderer Verfahren so verändert worden ist, dass es als leblos angesehen werden kann.

[8]dha, siehe auch Anmerkung in XVII, 2

[9] D.h. in dem keine Frauen sind

[10] Oder wie ein unwissender Mensch, bâla

[11] Nämlich wenn er krank wird

[12] Tantuga, was aus Fäden hergestellt ist.

[13] Nirgarâ

[14] Die Kommentatoren beziehen das Wort "irgendwo" auf einen Ort oder Objekt der ehemaligen Aktionen

[15] Nach dem Tod [ΑΏ]

[16] Hellsehen, Manahparyaya, Kevala