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27 [Fortsetzung]
Jainismus
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Wie jemand, um für (die Ankunft von) einem Gast vorzusorgen, einen jungen Widder aufzieht, ihm Reis und Hülsenfrücht[1] gibt, und ihn in seinem Garten aufzieht; (1)
Dann, als er aufgewachsen und groß, fett und von einem großen Bauch, gemästet und einer guten Körperfigur, ist er für den Gast bereit. (2)
Solange kein Gast kommt, lebt das arme (Tier); aber sobald ein Gast kommt, wird sein Kopf abgeschnitten, und er wird gegessen. (3)
Da dieser Widder einem Gast zuliebe gut behandelt wird,
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so auch ein unwissender, großer Sünder ersehnt (sozusagen) Leben in der Hölle. (4)
Ein unwissender Mensch tötet, erzählt Lügen, raubt auf der Landstrasse, stiehlt ausländische Waren, täuscht, (immer an jemanden denkend), den er plündern könnte, der Schurke. (5)
Er ist begierig nach Frauen und Vergnügen, er steigt auf Unternehmen und Geschäfte ein, trinkt Alkohol, isst Fleisch, wird stark, ein Bezwinger von Feinde. (6)
Er isst knuspriges Ziegenfleisch, sein Bauch wächst, und seine Adern schwellen mit Blut - aber er gewinnt nichts ausser das Leben in der Hölle, gerade wie der Widder nur gefüttert ist, um eines Gastes zuliebe getötet zu werden. (7)
Nachdem er angenehme Sitze, Betten, Wagen, Reichtum, und Freuden genossen hat, nachdem er sein Vermögen, welches er mit so viel Mühsal verdiente, verschleudert hat und nachdem er viele Sünden begangen hat, wird er unter der Last seines Karman, und nur an die sichtbare Welt glaubend, in der Stunde des Todes traurig sein wie der Widder[2], bei der Ankunft eines Gastes. (8, 9)
Dann fällt der Sünder, der lebende Wesen getötet gehabt hat, am Ende seines Lebens von seinem Zustand[3], und gegen seinen Willen geht er in die Welt der Asuras, zum dunklen Ort. (10)
Wie ein Mann aus Gründen von einem Kâkinî[4] eintausend (Kârshâpanas) (riskiert und) verliert, oder wie der König sein Reich verlor (und lebt) durch den Verzehr einer Mango-Frucht, welche ihm streng verboten war (von seinem Arzt)[5]: (11)
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Ebenso sind menschliche Vergnügungen verglichen mit den Vergnügungen der Götter: göttliches Lebens und Vergnügungen übertreffen (das vormalige) eintausend Mal und mehr. (12)
Diejenigen, mit hervorragenden Kenntnissen ausgestattet leben viele nayutas[6] von Jahren; einen so großen Verlust erleiden die Narren in einem Leben von weniger als hundert Jahren! (13)
Drei Kaufleute begeben sich auf ihre Reisen, jeder mit seinem Kapital, einer von ihnen gewann dort viel, der zweite kam mit seinem Kapital zurück, und der dritte Händler kam nach Hause, nachdem er sein Kapital verloren hat. Dieses Gleichnis[7] ist vom gewöhnlichen Leben genommen; lerne (um es) auf das Gesetz (anzuwenden). (14, 15)
Das Kapital ist das menschliche Leben, der Gewinn ist Himmel; durch den Verlust dieses Kapitals muß der Mensch als ein Bewohner der Hölle oder ein brutales Tier geboren werden. (16)
Dies sind die dem Sünder offenen zwei Wege; sie bestehen in Elend, wie körperliche Züchtigung, usw.; denn der Sklave zu seinen Lüsten[8] hat das menschliche Leben und göttliche Leben verwirkt. (17)
Nachdem er sie einmal verwirkt hat, muss er diese beiden Zustände von Elend ertragen, es wird
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schwierig für ihn werden ein Weg nach oben zu erlangen[9] für eine lange Zeit zu kommen. (18)
Angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, sollte einer (die Chancen von) dem Sünder und des tugendhaften Menschen (in seinem Verstand) abwägen.
Wer sein Kapital zurückbringt, ist (verglichen zu werden mit) einem, der wieder als Mensch geboren wird. (19)
Jene Männer, die durch die Ausübung von verschiedenen Tugenden[10] fromme Haushaltsvorstände werden, werden wieder als Menschen geboren werden; denn alle Wesen werden die Früchte ihrer Handlungen ernten. (20) (20)
Aber er der sein Kapital erhöht, ist (verglichen zu werden mit) einem, der hervorragende Tugenden praktiziert; der tugendhafte, hervorragende Mensch erreicht stillvergnügt den Stand von Götter[11]. (21)
Wenn man also weiß, dass ein (tugendhafter) Mönch oder Haushaltsvorstand (durch seinen Gewinn) erfreut sein wird, wie dann, sollte ein Mann, während er (seine Chance) verliert, nicht seines Verlustes[12] bewusst sein? (22)
Wie ein Tropfen Wasser an der Spitze eines Halms von Kusa-Gras schwindet bis hin zu nichts im Vergleich mit dem Meer, so tun menschlichen Vergnügen im Vergleich mit göttlichen Vergnügen. (23)
and Die Vergnügen in diesem sehr begrenzten Leben der Menschen sind wie (das Wasser an) der Spitze eines Halms von Kusa-Gras; wegen was will sich ein Mensch nicht kümmern zu gewinnen und
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(ein so kostbares Gut, das er riskiert zu verlieren) zu behalten? (24)
Er der nicht auf Vergnügen verzichtet hat, wird sein Ziel verfehlen (d.h. das wahre Ende seiner Seele); denn obwohl er den richtigen Weg gelehrt worden ist, wird er wieder und wieder vom rechten Weg abkommen. (25)
Aber er der auf Vergnügen verzichtet hat, wird sein Ziel nicht verfehlen; (er wird denken): Ich habe gelernt, dass, durch freimachen von diesem wertlosen Körper, werde ich ein Gott werden. (26)
Er wird unter den Menschen geboren werden, wo es Wohlstand, Schönheit, Verklärung, Ruhm, lange Lebensdauer und herausragendes Glück gibt. (27)
Siehe die Torheit der Sünder der Unrechtschaffenheit ausübt: die Abkehr von dem Gesetz .der große Sünder wird in der Hölle geboren werden. (28)
Sehen Siehe die Weisheit des weisen Menschen, der dem wahren Recht folgt: sich abwendet von Unrechtschaffenheit, der tugendhafte Mensch wird als ein Gott geboren werden. (29)
Ein weiser Mann wiegt in seinem Geist den Zustand der Sünder, und das des tugendhaften Mensch; verlassend den Zustand des Sünders, setzt ein Weiser den des tugendhaften in die Tat um. (30)
So sage ich.
Ende der Siebten Vorlesung, genannt DAS GLEICHNIS VOM WIDDER, USW.
nächste SEITE ACHTE VORLESUNG genannt KAPILA'S VERSE
[1] Yavasa, erklärt durch mudgamâshâdi. Hammel von Hülsenfrüchten gefüttertem Schaf ist in Indien sehr geschätzt.
[2] Aya = aga, wörtlich Ziege
[3] Kuya = kyuta wird von einem gesagt, der nach seinem Tod in einem niedereren Bereich geboren wird, als in dem er zuvor lebte
[4] Gemäss der Kommentatoren der achtzigste Teil einer Rupie
[5] Die Kommentatoren beziehen "alte Geschichten", um Anspielungen im Text zu erklären; sie werden jedoch ohne weiteren Kommentar verständlich, wenn ich auch nicht streitig mache, dass diese Geschichten nicht wirklich alt und dem Verfasser des Sûtra bekannt waren
[6] Ein nayuta oder niyuta ist gleich 49,786,136,000,000,000,000,000,000,000,000.Es ist in folgender Weise abgeleitet: 1 pûrvâṅga = 8.400,000; 1 pûrva = 8,400,000 pûrvâṅgas; 1 nayutâṅga = 8,400,000 pûrvas; 1 nayuta = 8,400,000 nayutâṅgas
[7] Dieses Gleichnis entspricht weitgehend Matth. xxv. 14, Lukas xix. 11. Ich brauche hier nicht die Probleme diskutieren ausgelöst durch diese Übereinstimmung, da sie, wie ich höre, vollständig von Herr Hüttemann, einem Schüler von Professor Leumann von Straßburg behandelt werden
[8] Der Kommentator hat für Lola lôlatâ und macht das Wort ein Karmadharaya. Lôlayâsadhê = lôlatâsatha. Der Kommentator nimmt lôlatâ für lôla and macht das Wort a karmadhâraya. Ich denke, dass das Wort satha, welches ursprünglich bedeutet "einer, der andere betrügt" hier im Sinne von "einer, der sich selbst betrügt" verwendet wird
[9] D.h. Geburt als ein Mensch oder ein Gott
[10] Sikshâ. Der Kommentator zitiert die folgende Passage in Prâkrit: Seelen gewinnen menschliche Geburt durch vier Ursachen: (1) einer Art Bestimmung (prakritibhadratâ), (2) Liebe zur Disziplin (prakritivinîtatâ), (3) Mitleid (sânukrosanatâ) und (4) Mangel an Neid (amatsaritâ).
[11] Denn einen höheren Rang als den eines Gottes, z. B. dieser eines Kêvalin, kann nicht im gegenwärtigen Zustand der Welt, erreicht werden [88 Jahre nach dieser Publikation vgl. das Papier „Brief an Wahrheitssuchende“ darin die in JA vorkommenden Bettler mit den Attributen der Kêvalin (ΑΏ)]
[12] Wörtlich ‚von seinem es verlierend’