Jaina Sutras, Teil II (SBE45), übersetzt in Englisch von Hermann Jacobi, [1895 a.D.], bei sacred-texts.com       In Deutsch von ΑΏ [2009 a.D.]


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SÛTRAKRIGA.

ERSTES BUCH[1].

Erste Vorlesung,

Genannt
DIE LEHRE[2].

Drittes Kapitel.

Wenn ein Mönch verbotene Nahrungsmittel essen sollte, die ein frommer (Laie) für einige Gäste vorbereitet hat, und welche Lebensmittel selbst mit noch tausend (mal mehr

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reinen Lebensmitteln) gemischt worden sind[3], so wäre er weder Mönch noch Laie. (1)

Sramanas, die das nicht begreifen und nicht wissen, was gefährlich ist, die sich nur sorgen für die Freuden des Augenblicks, werden eine endlose Anzahl von Malen Tod leiden, wie große[4] Fische, die wenn das Wasser steigt, durch das Wasser auf trockenes Land (hinterlegt) und (dort)getötet werden, arme Dinger, von hungrigen dhakas und Reiher. (2-4)

Wir hören auch einen anderen Fehler einiger (Philosophen): Einige sagen, dass die Welt geschaffen worden ist (oder regiert wird)[5] von den Göttern, andere, von Brahman. (5)

 Einige[6] sagen, dass sie durch die Îsvara geschaffen worden ist, andere, dass sie aus dem Chaos erzeugt wurde, usw., diese Welt mit lebenden Wesen und leblosen Dingen, mit seiner Vielfalt an Vergnügen und Schmerz. (6)

Der große Rishi[7] sagte, daß die Welt durch Svayambhû erschaffen worden ist; Mâra verursachte Mâyâ, weshalb die Welt endlich (zu sein scheint). (7)

Einige Brâhmanas und Sramanas sagen, dass das

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Universum vom (urzeitlichen) Ei erzeugt wurde, und Er (Brahman) erschöpfte die Dinge. Diese unwissenden Menschen sprechen Unwahrheit. (8)

Diejenigen, die auf Argumente von ihnen selbst behaupten, dass die Welt geschaffen worden ist, wissen nicht die Wahrheit. Noch wird (die Welt) je zugrunde gehen. (9)

Wisse, dass Elend von bösen Taten entsteht[8]. Wie können diejenigen, die nicht den Ursprung (von Elend) kennen ihre Verhütung wissen? (10)

Einige sagen, dass die Seele (von ihm, der) rein (ist) sein, von schlechten Karman frei wird (über Glückseligkeit erreichend), aber dass sie in diesem Zustand wieder durch angenehme Erregung oder Hass verunreinigt werden wird. (11)

 (Nach ihnen[9]) wird er der auf der Erde als ein zurückhaltender Mönch gelebt hat, hernach von Karman frei werden. Wie klares Wasser, welches frei von Verunreinigung war wieder verunreinigt wird, so (wird die Seele sein). (12)

Ein weiser Mann sollte betrachten, dass diese (Ketzer) kein Leben in Keuschheit führen, und dass alle diese Disputanten ihren eigenen Glauben in der Opposition (an die anderen) verkünden. (13)

[10](Andere[11] behaupten dass) Vollkommenheit nur durch die Methode des religiösen Lebens erreicht werden kann, nicht anderswie; und das selbst vor (dieser Zeit) haben sie

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ihre Sinne unter Kontrolle und besitzen alles was man sich wünscht[12]. (14)

Einige sagen, dass sie perfektioniert und stichhaltig sein werden.

An der Spitze der Vollkommenheit sind einige Menschen mit ihren eigenen Lehren vernarrt. (15)

Aber diese unkontrollierten (Männer) werden herumwirbeln im anfangslosen (Geburtenkreis); nach einem Kalpa werden sie aus ihrer Sphäre steigen, um die niedrigsten der Asuras zu werden[13]. (16)

So sage ich.

Ende des dritten Kapitels der ersten Vorlesung des ersten Buches

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[1] Srutaskandha. Sein Sanskrit-Titel erwähnt durch Sîlâka ist Gâthâshô dasaka, d.h. das Buch, dessen Sechzehnte Vorlesung Gâthâ genannt wird. Es ist erwähnt in der Uttarâdhyayana XXXI, 13 durch den Namen der sechzehn Gâthâs, siehe oben, SEITE 182.

[2] Samaya. Dieser Titel ist nicht in MSS gefunden am Ende der Vorlesung, aber er ist durch den Autor der Niryukti (Vers 29) gegeben. Das Thema dieser Vorlesung wird umfangreicher behandelt  in §§ 15-33 der ersten Vorlesung des zweiten Buches.

[3] Dies könnte auch übersetzt werden: "Wenn auch die Lebensmittel durch die Hände von tausend Mann geht, bevor er sie annimmt."

[4] Vêsâliya = vaisâlika. Die Kommentatoren bieten drei Erklärungen für dieses Wort, (1) Marine, visâlah samudras tatrabhavâh; (2) gehörend zu der Gattung genannt visâla; (3) groß, visâla

[5] Dêvauttê. Dies ist entweder dêvair uptah,gesät, d.h. von den Göttern erzeugt, oder dêvair guptah, von den Göttern regiert

[6] Die Anhänger des Yôga und khyaphilosophie oder die theistischen und atheistischen Anhänger der letzteren, sind offenbar unter "einige" und "die Anderen" gemeint

[7] Die Kommentatoren haben leider nicht den Namen des großen Rishi erhalten; sie identifizieren Svayambhû mit Vishnu oder einem anderen. Dieser Svayambhû, aus Angst, dass die Erde überfüllt werden sollte, rief Yama, alias Mara, zu Hilfe, der mit Hilfe von Mâyâ den Geschöpfen den Anschein macht zu sterben.

[8] Es ist uns nicht gegeben durch irgendeine der oben genannten Mittel, wen die Gegner glauben, die Welt geschaffen zu haben.

[9] Laut Sîlâka sind die Anhänger von sâla und die Trairâsikas gemeint. Die letzteren sind die Gaina Anhänger der Vaisêshika Philosophie. Die Trairâsika Sâkhâ wurde von Khaluka Rôhagupta gegründet, siehe Teil I, SEITE 290. Der Name Trairâsika wird gesagt, diesem Philosophen gegeben worden zu sein, weil sie einen dritten Zustand anerkennen, neben denen des Gefesselten und des Befreiten.

[10] In diesem Vers findet sich hier jegliche religiöse hierarchisch geordnete Vereinigung wieder, dessen Oberhaupt sich als Stellvertreter der angebetenen Gottheit ausgibt und somit höchster in der anzustrebenden irdischen Perfektion. Dies ist ein ausgebildeter Klerus, der die traditionelle Stelle auf der Welt einnimmt um über ein Heer an Fussvolk von Maultieren, Zuträgern, politische Macht auszuüben in einander abwechselnder Dominanz über der Politik die Wirtschaft und Justiz, doch allesamt immer alle Nichtanhänger unter dieselbe Gerichtsbarkeit zu stellen. ΑΏ

[11] Laut Sîlâka sind die Saivas und Ekadandins gemeint.

[12] Sie erwerben die acht Siddhis oder magische Kräfte.

[13] Ich übersetze die Worte thânâ âsurakivvisiyâ nach der Erklärung des Kommentars. Aber sie können auch bedeuten: von der Sphäre der Asuras und Sünder