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SÛTRAKRIGA.

ERSTES BUCH[1].

Sechzehnte Vorlesung,

genannt
DER GESANG[2].

Nun der Ehrwürdige Eine sagte: "Er, der so seine Sinne bändigt, der gut ausgebildet ist (für seine Aufgabe)[3] und seinen Körper verlässt, ist ein Brâhmana, ein Sramana, ein Bhikshu, ein Nirgrantha zu nennen." (Der Schüler) erwiederte: "Warum ist er, der seine Sinne so bändigt, der (für seine Aufgabe) gut ausgebildet ist und seinen Körper verlässt, ein Brâhmana, ein Sramana, ein Bhikshu, ein Nirgrantha zu nennen? Sage dies, o großer Weiser!" (1)

Er ist ein Brâhmana aus diesem Grund, dass er abgelassen hat von allen sündhaften Handlungen, nämlich Liebe, Hass, Streit, Verleumdung, Lästerung, Schmähungen anderer, Abneigung gegen (Selbst-)Kontrolle, und Liebe von Vergnügungen, Täuschung, Unwahrheit, und der Sünde von falschem Glauben, dass er über die Samitis verfügt, sich immer bemüht, nicht zornig ist, noch stolz. (2)

Er ist ein Sramana aus diesem Grund, dass er nicht durch irgendwelche Hindernisse verstrickt wird, dass er von Begierden frei ist, (verzichtend auf) Eigentum, Töten, Lügen erzählen, und Geschlechtsverkehr; (und von) Zorn, Stolz, Täuschung, Gier, Liebe und Hass: so aufgebend jede Leidenschaft, die ihn in der Sünde verstrickt, (solche wie) das Töten von Wesen. (Solch ein Mann) verdient den Namen eines Sramana, der (überdies) seine Sinne bändigt, gut ausgebildet (für seine Aufgabe) ist, und auf seinen Körper verzichtet. (3)

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Er ist ein Bhikshu aus diesem Grund, dass er nicht eingebildet ist, aber bescheiden, und gehorsam (zu seinem Guru), dass er seine Sinne bändigt, gut (für seine Aufgabe) ausgebildet ist, und auf seinen Körper verzichtet, dass er alle Mühseligkeiten und Trübsale erträgt, dass er mit einem reinen Geist das (vorgeschriebene) Verhalten ausübt, sich selbst gut bemüht, standhaft ist, und nur eine gemäßigte Menge[4] von Nahrung isst, die ihm von anderen gegeben wird. (Solch ein Mann) verdient den Namen eines Bhikshu. (4)

Er ist ein Nirgrantha aus diesem Grund, dass er alleinstehend[5] ist, das absolute (âtman) kennend, erweckt, erprobt gegen Sünden, gut diszipliniert[6]; dass er über die Samitis und Gleichmut verfügt, die wahre Natur des Selbst kennt, weise ist, die Ursachen der Sünde sowohl (objektiv und subjektiv[7]) aufgegeben hat, nicht Ehre, Achtung und Gastfreundschaft begehrt, sondern das Gesetz sucht und kennt, bestrebt ist, Befreiung zu gewinnen, und zurückgehalten lebt. (Solch ein Mann) verdient den Namen eines Nirgrantha, der seine Sinne bändigt, (für seine Aufgabe) gut ausgebildet ist, und auf seinen Körper verzichtet. (5)

Wisse dies, so zu sein, wie ich dir gesagt habe, denn ich bin der Erlöser. (6)

So sage ich.

Ende der sechzehnten Vorlesung genannt "DER GESANG"

Ende des ersten Buches

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[1] Srutaskandha. Sein Sanskrit-Titel erwähnt durch Sîlâka ist Gâthâshô dasaka, d.h. das Buch, dessen Sechzehnte Vorlesung Gâthâ genannt wird. Es ist erwähnt in der Uttarâdhyayana XXXI, 13 durch den Namen der sechzehn Gâthâs, siehe oben, SEITE 182.

[2] Gâhâ = gâthâ. In dieser Vorlesung, die in Prosa ist in Bezug auf Form und Inhalt, gibt es nichts, dass den ihr gegeben Titel rechtfertigen könnte. (Vor der Rede war der Gesang…evt. war dieser Text in ein Lied gekleidet. ΑΏ)

[3] Daviê = dravya

[4] Samkhâya. Der Kommentator nimmt dieses Wort als Gerundium und erklärt es: (die Eitelkeit der Welt) kennend.

[5] Êka, d.h. frei von Liebe und Hass

[6] von Disziplin = Wissenszweig, d.h. gut geschult in Richtigem Wissen, Richtigem Verhalten und Richtigem Glauben. ΑΏ

[7] Dravyatô bhâvatas ka.