SEITE 297 [Fortsetzung] Jainismus Titel Inhalt voriges Kapitel Druckversion dieser Seite in Pdf
Es wird gesagt, dass zwei Definitionen von Bemühung gegeben sind; aber worin besteht die Bemühung der Tugendhaften, und wie wird sie definiert? (1)
Einige sagen, dass es in den Werken besteht, und die Frommen (sagen, dass es) in Enthaltung von Werken (besteht). Die Menschen erscheinen aus dieser Sicht in zwei Klassen geteilt. (2)
Achtlosigkeit wird (die Ursache von) Karman genannt, Achtsamkeit, das des Gegenteils (nämlich Fehlen von Karman); wenn das eine oder das andere (von einem Mann) ausgesagt wird,
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(wird er) entweder ein Narr oder ein Weiser(genannt). (3)
Einige lernen Wissenschaften[3], welche die Vernichtung von lebenden Wesen lehren, andere studieren Zaubersprüche für das Töten von allerlei Geschöpfen. (4)
Betrüger üben Täuschung aus, um sich Lust und Vergnügen zu verschaffen; sie töten, schneiden und zerstückeln (Wesen) im Interesse der eigenen Behaglichkeit. (5)
Der achtlose (begeht Sünden) durch Gedanken, Worte und Handlungen im Hinblick auf diese und die nächste Welt, beides (durch die Handlung selbst tuend und durch andere sie tun machend). (6)
Ein grausamer[4] Mensch macht grausame Handlungen und ist dadurch an anderen Grausamkeiten beteiligt; aber sündhafte Unternehmen werden am Ende Elend mit sich bringen. (7)
Sünder, abhängig von Liebe und Hass und falsch tuend, erwerben aus Leidenschaft hervorgehendes Karman[5] und begehen viele Sünden. (8)
So ist die "Bemühung führend zu Werken" der Sünder beschrieben worden; jetzt lerne von mir des weisen Mannes "Bemühung nicht führend zu Werken". (9)
Ein frommer Mönch, der von Banden frei ist und alle Fesseln durchtrennt hat, vernichtet sein schlechtes Karman, und entfernt endgültig den Dorn (der Sünde). (10)
Der richtigen Lehre folgend bemüht er sich; wie man mehr und mehr der Sammelbehälter
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von Elend wird, so nehmen seine bösen Gedanken (oder Sündhaftigkeit) zu. (11)
Jene, die gute Plätze (im Himmel, usw.) haben, müssen sie sicherlich (irgendwann) verlassen. Wir leben nur eine begrenzte Zeit mit Verwandten und Freunden zusammen. (12)
In Anbetracht diesem, sollte ein kluger Mann seine Gier besiegen, und eintreten auf den edlen (Pfad), der alle Tugenden enthält und nicht getadelt wird[6]. (13)
Entweder kennt er das Mark des Gesetzes durch Intuition oder durch Unterricht, ein hausloser (Mönch) sollte sich bemühen und sich von Sünden enthalten. (14)
Wenn ein weiser Mann, in welcher Weise auch immer, zu wissen kommt, dass der zugeteilte Zeitraum seines Lebens zu seinem Ende zieht, sollte er in der Zwischenzeit schnell, die Methode (eines religiösen Todes zu sterben) lernen[7]. (15)
Wie eine Schildkröte ihre Gliedmaßen in ihren eigenen Körper zieht, so sollte ein weiser Mensch, sozusagen, seine Sünden mit seiner eigenen Meditation bedecken. (16)
Er sollte, sozusagen, seine Hände und Füße, seinen Geist und fünf Sinnesorgane, die Wirkung seines schlechten Karmans, und jeden schlechten Gebrauch der Sprache einziehen. (17)
Der Tugendhafte bemüht sich im Hinblick auf das ferne Ende (nämlich Befreiung[8]). Man sollte gleichmütig leben
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zu seinem eigenen Glück, Ruhe und ohne Anhaftung. (18)
Töte nicht lebende Wesen, nehme nicht, was nicht frei gegeben ist, rede nicht falsche, heimtückische Rede! Dies ist das Gesetz dessen, der reich in (Selbst-)Kontrolle ist. (19)
Begehre nicht durch Worte oder Gedanken, was ein Übertreten (des Gesetzes) ist; bewachen dich in jeder Hinsicht und unterwerfend (die Sinne), übe Kontrolle aus. (20)
Ein Mann, der sein Selbst bewacht und seine Sinne unterwirft, verabscheut alle Sünden vergangene, gegenwärtige und zukünftige. (21)
Unaufgeklärte Menschen von falschem Glauben, (auch wenn) sie als Helden bekannt sind, bemühen sich auf eine schlechte Weise, welche in jeder Hinsicht, böse Folgen für sie haben wird. (22)
Weise Menschen von richtigem Glauben, die berühmte Helden sind, bemühen sich auf eine gute Weise, die keine (bösen) Folgen, welche auch immer, für sie haben wird. (23)
Buße ist nicht gut, wenn sie von edlen Männern, die Mönche (im Interesse des Ruhmes) geworden sind, durchgeführt werden; aber diese Buße von der niemand anderer etwas weiß (ist verdienstvoll). Verbreite nicht deinen eigenen Ruhm[9]! (24)
Ein frommer Mann sollte wenig essen, wenig zu trinken, wenig reden; er sollte immer sich selbst bemühen, Ruhe sein, gleichmütig, ein Bezwinger (seiner Sinne), und frei von Gier. (25)
Meditierend und durchführend religiöse Übungen,
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verlassend seinen Körper, Nachsicht als die höchste Pflicht, sollte ein Mönch umherwandern, bis er Befreiung erhält. (26)
So sage ich.
Ende der achten Vorlesung genannt "ÜBER BEMÜHUNG"
nächste SEITE NEUNTE VORLESUNG genannt "DAS GESETZ"
[1] Srutaskandha. Sein Sanskrit-Titel erwähnt durch Sîlâṅka ist Gâthâshô dasaka, d.h. das Buch, dessen Sechzehnte Vorlesung Gâthâ genannt wird. Es ist erwähnt in der Uttarâdhyayana XXXI, 13 durch den Namen der sechzehn Gâthâs, siehe oben, SEITE 182.
[2] Virya; es ist die Kraft oder Tugend einer Sache.
[3] Sattha = sâstra oder sastra. Auf die letztere Alternative müssen wir übersetzen "(ausüben von) Waffen".
[4] Vêri = vairin, gîvôpamardakârin
[5] Karma ist in von Arten, airyapathika, hervorgehend aus "Gehen", d.h. von jenen Handlungen, die für ein tugendhaftes Leben oder das Verhalten von Mönchen unerlässlich sind (vgl. Âkârâṅga Sûtra II, 3), und sâmparâyika, hervorgehend aus den Leidenschaften.
[6] Savvadhammamagôviyam. Nach der Kommentator ist die Bedeutung dieses Satzes: welche nicht getadelt werden oder gezeigt, falsch zu sein von allen (ketzerischen) Gesetzen.
[8] Sîlâṅka zitiert und kommentiert über vier verschiedene Lesarten der ersten Zeile dieses Verses, der letzte daraus wird oben wiedergegeben, da es der textus receptus der Dîpikâ ist. (1) Sich enthalten von selbst kleinem Stolz und von Betrug, man, usw. (2) "grossem" für "selbst kleinem". (3) Ich habe von einigen Männern gehört: Dies ist die Tapferkeit der tugendhaften Menschen, daß, usw. Nach diesem Vers zitiert Sîlâṅka einen anderen, der, sagt er, nicht im MSS. des Textes gefunden wird, aber SEITE 300 in der Tîkâ gefunden wird. Es ist jedoch der identische Vers I, 3, 4, 20, SEITE 271, der wiederum auftritt I, 11, 11.
[9] Vergleiche N.T. Matthäus VI. 1-6