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Wenn ein Mönch, der auf Handlungen verzichtet, Schmerzen (für geschehene Handlungen) aus Unwissenheit leidet, dieses Karman wird
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durch Kontrolle vernichtet werden. Der Weise erreicht (Vollkommenheit) Tod loswerdend. (1)
Diejenigen, die den Verführungen zu widerstehen[3] werden auf einer Linie mit jenen gestellt, die Samsâra überschritten haben. Deshalb schauen auf (zu Glückseligkeit als das Ende in Sicht). Jene (tugendhaften Männer) erachten Vergnügungen als gleich zu Krankheiten. (2)
Menschen von fürstlichem Rang tragen von Händlern eingeführte Kostbarkeiten; verglichen (zu diesen Kostbarkeiten) sind die ausgezeichneten großen Gelübde zusammen mit (dem Verbot von) Essen in der Nacht. (3)
Vergnügen suchende Menschen, die gierig sind und von Vergnügungen absorbiert werden, sind rücksichtslos und wie die arme Sau; sie wissen nicht, dass Meditation (vorgeschrieben worden ist als) eine Aufgabe. (4)
Wie ein Ochse, welcher verletzt wird und angetrieben vom Treiber[4], schwach wird, und zuletzt, wenn seine Stärke erschöpft ist und er nicht in der Lage sich zu bewegen ist, niedersinkt; (5)
Also er der das Streben nach Vergnügungen kennt, muss früher oder später ihre Freude aufgeben (ansonsten sie ihn hinunterziehen[5]). Er der noch immer von schönen Dingen umgeben[6] wird, sollte nicht Vergnügungen lieben, ob er sie bekommt, oder für einen Grund oder anderen sie nicht bekommt. (6)
Damit nicht das Los der Bösen auf dich fallen sollte, entkomme (dem Einfluss der Sinne), und diszipliniere dich selbst! Die Bösen werden viel und stark trauern, stöhnen und jammern. (7)
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Sehe, Leben in dieser Welt (ist vergänglich); obwohl dein Leben hundert Jahre dauert, stirbst du als ein kurz-gelebter Mensch; beachte, (deine) Jahre vergehen schnell. Dennoch sind gierige Menschen Vergnügungen verhaftet. (8)
Diejenigen, die sich an Geschäften beteiligen, die an der Verdammnis ihrer Seele arbeiten, und wer (lebende Wesen) tötet, wird zur Welt der Bösen gehen, zur Wohnstätte der Asuras (um dort) für eine lange Zeit (zu verweilen). (9)
Obwohl das Leben nicht verlängert werden kann, wie das Sprichwort sagt[7], sündigen dumme Leute immer noch leichtfertig (denkend): "Wir sind nur mit der heutigen Zeit beschäftigt; wer hat die nächste Welt gesehen, und kehrte von dort zurück?" (10)
Glaubt an die Worte von ihm, der (alles) sieht, ihr die blind sind, sozusagen, du, dessen Sicht geblendet ist, ah, dessen Sicht durch eure Werke behindert ist, die in Täuschung endet! (11)
Der Unglückliche leidet immer wieder an Täuschung; deshalb habe mit Lob und Ehre gemacht! Ein weiser Asket sollte berücksichtigen, dass lebende Wesen wie er selbst sind (in Bezug auf die Liebe zum Leben, Abneigung gegen Schmerzen, usw.). (12)
Der Mann auch, der immer noch im Haus lebt, im Einklang mit seinem Glauben[8], sei gnädig zu lebenden Wesen; wir sind gebeten, gerecht zu sein und gleich mit allen; (auf diese Weise) geht (selbst ein Haushaltsvorstand) in die Welt der Götter. (13)
Unterrichtet in das Glaubensbekenntnis des Herrn seiend, üben dich in der Wahrheit (d.h. in Kontrolle)! Ein Mönch, der gründlich seine Selbstsucht bändigt sollte reine Almosen zu sammeln. (14)
Die Wahrheit kennend, sollte man zu ihr aufleben,
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das Gesetz suchend, ernst in der Erfüllung von Einschränkungen, die Guptis besitzend, vielseitig gebildet seiend, sollte man immer selbst ausüben, beabsichtigt am Nutzen der Seele, und das höchste Gut (nämlich Befreiung) wünschend. (15)
Der Narr glaubt, dass sein Reichtum, Vieh und Beziehungen ihn retten wird; sie ihn oder er sie. But they are no help, no protection. Aber sie sind keine Hilfe, kein Schutz. (16)
Wenn ihm Unglück widerfährt, oder das Ende seines Lebens näher rückt, muss er gehen und allein kommen; Der Weise glaubt, dass es nichts gibt, ihn zu beschützen. (17)
Alle Lebewesen verdanken ihre heutige Form der Existenz ihrem eigenen Karman; schüchtern, böse, latentes Elend leidend, sie irren dabei (über den Kreis der Geburten), Betreff der Geburt, Alter und Tod. (18)
Er sollte wissen, dass die gegenwärtige Zeit die beste Gelegenheit zu betteln ist, und dass ein Erwachen schwer zu erlangen ist. Ein weiser Mensch sollte sich dessen bewusst sein[9]. Der (erste) Gina[10] hat das gesagt, und so die restlichen (werden) es sagen. (19)
O ihr Mönche, die tugendhaften (Ginas), die gewesen sind und sein werden, die Anhänger des Gesetzes von Kâsyapa[11], sie alle haben diese Tugenden gelobt. (20)
Du sollst nicht lebende Wesen töten in dreifacher Weise[12], versessen auf dein geistiges Wohl und enthaltend von Sünden seiend. Auf diese Weise haben zahllose Menschen Vollkommenheit erreicht,
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und andere, die jetzt leben, und die kommen werden, (werden sie erreichen). (21)
So sprach der Arhat Gñâtriputra, den ehrwürdigen, berühmte Landsmann von Vaisâlî[13], der das höchste Wissen besaß, und den höchsten Glauben, der (gleichzeitig) das höchste Wissen und Glauben besaß.
So sage ich.
Ende des dritten Kapitels der zweiten Vorlesung des ersten Buches
Ende der zweiten Vorlesung genannt "DIE ZERSTÖRUNG VON KARMAN"
nächste SEITE DRITTE VORLESUNG genannt "DAS WISSEN ÜBER SCHWIERIGKEITEN", ERSTES KAPITEL
[1] Srutaskandha. Sein Sanskrit-Titel erwähnt durch Sîlâṅka ist Gâthâshô dasaka, d.h. das Buch, dessen Sechzehnte Vorlesung Gâthâ genannt wird. Es ist erwähnt in der Uttarâdhyayana XXXI, 13 durch den Namen der sechzehn Gâthâs, siehe oben, SEITE 182.
[2] Der Name dieser Vorlesung, welcher in ihrer letzten Zeile auftritt, ist vêyâlîya, weil, wie der Autor des Niryukti bemerkt, handelt es über vidârika, Zerstörung (von Karman), und weil es im Vaitâlîya Versmass besteht. Denn beide Wörter, vaidârika (oder vielmehr vaidâlika, vgl. karmavidalana) und vaitâlîya können in Gaina Prâkrit, vêyâlîya oder vêtâlîya werden. Ein Spiel mit Worten war offensichtlich beabsichtigt; es wäre unmöglich gewesen, wenn die beiden Wörter nicht im Klang identisch geworden wären. Wir können also feststellen, dass die Sprache des Autors den gleichen phonetischen Gesetzen gehorchte wie der in unserem MSS. ausgestellte Gaina Prâkrit, oder mit anderen Worten, dass der Text in etwa der gleichen Sprache niedergeschrieben wurde, in dem er ursprünglich abgefasst worden ist. Der Name der Fünfzehnten Vorlesung führt zu dem gleichen Schluss, denn es heißt gamaîya (yamakîya), weil jeder seiner Verse das verbale Ornament Yamaka genannt enthält, und weil es mit den Worten gam aîyam (yad atîtam) beginnt.
[3] Vinnavanâ = vigñâpanâ, erklärt striyah.
[4] Anstatt "Treiber" und "Ochsen" könnten wir "Jäger" und "Hirsch" übersetzen.
[5] Er sollte nicht von ihnen voll in Anspruch genommen werden, wie der Ochsen niedersinkt unter der Last.
[6] Wiederzugeben kâmî
[7] Vergleiche Sûtrakritâṅga, I, 2, 2, Vers 21, SEITE 256, Anm. 1; Mt 6, 27; Lk 12, 25
[8] Ânupûrvyâ
[9] Eine verschiedene Lesung wird im Kommentar erwähnt ahiyâsaê, "er sollte (alle Probleme) ertragen".
[10] Die ganze Vorlesung wird durch die Kommentatoren in den Mund von Rishabha gelegt.
[11] Der erste und letzte Tîrthakaras gehörte zum Kâsyapa Gôtra.
[12] D.h. durch deine eigenen Handlungen, durch Auftrag, und durch Zustimmung; oder durch Gedanken, Worte und Handlungen.
[13] Siehe meine Ausführungen in Teil I Âkârâṅga Sûtra und Kalpa Sûtra, Einleitung, SEITE xi. Diese Stelle in der Prosa angehängt an den rhythmischen Text scheint die Annahme der Kommentatoren, dass die gesamte Vorlesung von Rishabha ausgesprochen wurde, zu widersprechen.