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UTTARÂDHYAYANA.

Sechzehnte Vorlesung,

genannt

DIE ZEHN VORAUSSETZUNGEN DER VOLLKOMMENEN KEUSCHHEIT.

Ich (Sudharman) habe die folgende vom Verehrungswürdigen (Mahâvîra) gehaltene Rede gehört[1]:

Hier[2], tatsächlich, haben die ehrwürdigen Sthaviras zehn Voraussetzungen für die Verwirklichung von Zölibat erklärt, durch Hören und Verstehen, wodurch die Mönche ein hohes Maß an Selbstdisziplin erreichen werden, mit Samvara[3], und mit Nachdenken, werden gut geschützt sein (von den drei Guptis), werden ihre Sinne bewachen, ihre Keuschheit bewahren, und werden somit nie (in der Dienstleistung über ihre religiösen Pflichten) nachlässig.

Was, dann, sind jene zehn Voraussetzungen für die Realisierung der Ehelosigkeit wie erklärt vom ehrwürdigen Sthaviras, durch Hören und Verstehen,  wodurch die Mönche einen hohen Grad an Selbstdisziplin erreichen werden, von

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 [Absatz geht weiter] Samvara, und mit Nachdenken, (von den drei Guptis) gut geschützt sein werden, ihre Sinne bewachen werden, ihre Keuschheit bewahren, und somit nie (in der Dienstleistung über ihre religiösen Pflichten) nachlässig werden?

Dies, also, sind die zehn Voraussetzungen für die Verwirklichung der Ehelosigkeit, usw. (alles hinunter zu) Pflichten.

1. Ein Nirgrantha kann verschiedene Plätze zum Schlafen oder Ruhen[4] belegen; aber ein Nirgrantha sollte nicht für Schlaf und Ruhe von Frauen, Vieh, oder Eunuchen regelmässig besuchte Plätze belegen. Der Lehrer hat den Grund dafür erklärt. Wenn ein Nirgrantha von Frauen, Vieh, oder Eunuchen regelmässig besuchte Plätze für Schlafen oder Ruhen belegt, obwohl er keusch sein mag, kann im Hinblick auf seine Keuschheit ein Zweifel aufkommen, oder eine sinnliche Begierde oder ein Gefühl der Reue, oder er wird die Regeln zu brechen, oder er wird zum Sklaven der Leidenschaft werden, oder er wird eine gefährliche Krankheit von langer Dauer erwerben, oder er wird den Glauben verlassen, welche der Kêvalin verkündet hat. Daher sollte ein Nirgrantha nicht für Schlaf und Ruhe von Frauen, Vieh, oder Eunuchen regelmässig besuchte Plätze belegen.

2. Ein Nirgrantha sollte sich nicht mit Frauen unterhalten[5]. Der Lehrer hat den Grund dafür erklärt. Wenn ein Nirgrantha sich mit Frauen unterhält, usw. (alles wie oben).

3. Ein Nirgrantha sollte nicht zusammen mit den Frauen auf dem gleichen Platz sitzen. Der Lehrer hat den Grund dafür erklärt. Wenn ein Nirgrantha auf dem gleichen Platz mit Frauen sitzt, usw. (alles wie oben).

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4. Ein Nirgrantha sollte nicht schauen auf, oder im Sinne haben die Reize und Schönheiten von Frauen. (Der Rest gleich wie oben.)

5. Ein Nirgrantha sollte nicht hinter einer Schirmwand oder Vorhang, oder Wand, dem Kreischen oder Schreien oder Singen oder Lachen oder Kichern oder Weinen der Frauen zuhören. (Der Rest gleich wie oben.)

6. Ein Nirgrantha sollte sich nicht in sein Gedächtnis das Vergnügen und die Vergnügungen zurückrufen, die er in der Vergangenheit zusammen mit Frauen genoss. (Der Rest gleich wie oben.)

7. 7. A Nirgrantha should not eat well-dressed food. Ein Nirgrantha soll auch nicht essen gut zubereiteter Speisen. (Der Rest gleich wie oben.)

8. Ein Nirgrantha soll auch nicht im Übermaß essen oder trinken. (Der Rest gleich wie oben.)

9. Ein Nirgrantha sollte keinen Schmuck tragen. Der Lehrer hat den Grund dafür erklärt. Wenn er Schmuck trägt, oder seinen Körper schmückt, könnte er zu einem Objekt der Begierde für Frauen werden. Wenn er ein Objekt der Begierde der Frau wird, dann usw. (der Rest wie in 1).

10. Ein Nirgrantha sollte sich nicht kümmern um Klänge, Farben, Geschmäcke, Gerüche und Gefühle. (Der Rest ähnlich wie oben.)

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Hier sind einige Verse (für die gleiche Wirkung)[6]:

Ein Mönch sollte eine freistehende Wohnung einnehmen, frei von, und nicht durch Frauen besucht, um seine Keuschheit zu bewahren. (1)

Ein keuscher Mönch sollte Sprechen mit Frauen vermeiden, welches den Geist entzückt und Liebe und Leidenschaft schürt. (2)

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Ein keuscher Mönch sollte immer die Gesellschaft von, und häufige Gespräche mit Frauen vermeiden. (3)

Ein keuscher Mönch sollte vermeiden, den Körper, Gliedmaßen, und Figur von Frauen, ihre angenehmes Geschwätz und Liebäugeln zu beobachten. (4)

Ein keuscher Mönch sollte es vermeiden, dem Kreischen, Schreien, Singen, Lachen, Kichern, und Weinen der Frauen zuzuhören. (5)

Eine keuscher Mönch sollte nie in seinen Geist zurückrufen, wie er gelachte und gespielt hat mit Frauen, und sie genossen hat, wie sie eifersüchtig wurden, und welche Tricks sie spielten, um diese zu erschrecken. (6)

Ein keuscher Mönch sollte immer gut hergerichtete Speisen und Getränke vermeiden, welche bald seine Sinnlichkeit heben werden. (7)

Ein keuscher Mönch sollte immer seine Nahrung essen, nach den Regeln gesammelt, für den Unterhalt des Lebens, in der vorgeschriebenen Menge und zum richtigen Zeitpunkt; konzentriert in seinen Gedanken er soll auch nicht übermäßig essen. (8)

Ein keuscher Mönch sollte auf Schmuck verzichten, er sollte nicht seinen Körper bewundern nach der Manier von verliebten Menschen. (9)

Er sollte sich immer von den fünf Ordnungen der angenehmen Dinge enthalten: Klänge, Farben, Gerüche, Geschmäcker und Gefühle von Berührung. (10)

Eine Wohnung besucht von Frauen, ihre angenehme Rede, ihre Begleitung, und anzuschauen ihre Reize; (11)

Ihr Kreischen, Schreien, Singen und Lachen, Essen und Schlafen zusammen mit ihnen; gut angerichtetes Essen und Trinken, oder teilhaben an ihnen zum Übermass; (12)

Und Ornamente und Schmuck[7]: diese angenehmen Dinge,

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welche schwer zu verlassen sind, sind wie das Gift Tâlaputa[8], für einen Mann, der nach dem wahren Selbst sucht. (13)

Er sollte ein für alle Mal angenehme Dinge aufgeben, die schwer zu verlassen sind; und konzentriert in seine Gedanken sollte er vermeiden, was immer einen Zweifel auf seine Keuschheit wirft. (14)

Ein Mönch sollte der standhafte Wagenlenker sein, sozusagen, vom Gesetz in der Parkanlage des Gesetzes[9], ein Gefäss der Rechtschaffenheit, zufrieden, zurückhaltend, aufmerksam auf die Aufgaben von einem keuschen Mönch. (15)

Die Götter, Dânavas, Gandharvas, Yakshas, Râkshasas und Kinnaras huldigen einem keuschen Mönch, der seine schwierigen Aufgaben ausübt. (16)

Dieses unveränderliche, dauerhafte, und ewige Gesetz ist von den Ginas verkündet worden; durch es haben die Siddhas Vollkommenheit erreicht, und andere werden es erreichen. (17)

So sage ich.

Ende der Sechzehnten Vorlesung, genannt DIE ZEHN VORAUSSETZUNGEN DER VOLLKOMMENEN KEUSCHHEIT.

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[1] Sudharman war ein Zeitgenosse Mâhâvîra’s; d.i., wie wenn ein Apostel erzählt, was er direkt von Jesus gehört hat. ΑΏ [2009 a.D.]

[2] Das Wort "hier" ist erklärt als bedeutend "in dieser Religion der Gainas." Siehe SEITE 8, Anm. 5.

[3] Samvara ist das Anhalten von den âsravas durch die Samitis und Guptis, siehe oben, SEITE 55, Anm. 1.

[4] Wörtlich, Betten und Plätzen

[5] Dies könnte auch wiedergegeben werden: er sollte nicht über Frauen sprechen.

[6] Der vorhergehende Teil der Vorlesung ist in Prosa

[7] Ittham ka, d.i. ishtam ka. Die Kommentatoren in verbinden SEITE 77 Wörter mit dem zweiten Teil des Satzes. Indem man zu ka den Sinn von api gibt, interpretieren sie die beiden Wörter in Frage im Sinne "obwohl sehr angenehm."

[8] Tâlauda. Nach dem Dîpikâ ist es ein Gift, das durch bloße Berührung des Gaumens (tâlukasparsanamâtrâd êva) tötet, aber dies ist eine bloße Vermutung, veranlasst durch eine falsche Etymologie. Tâlauda steht vielleicht für tâlakûta, welches eine Variante des kâlakûta gewesen sein kann, das von Siva verschluckte tödliche Gift.

[9] Hier haben wir zweimal das gleiche Wort dhammârâmê, welches SEITE 78 ich einmal "Park des Gesetzes" und dann "Schiff der Gerechtigkeit." übersetzt habe. Es ist offensichtlich, dass ein Spiel auf dieses Wort beabsichtigt ist, auch wenn ich versagt haben mag den Sinn des Autors zu treffen